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2020-05-23 05:56:33, Jamal Tuschick

Gegneranalyse

„Exodus“ – Das Mainlabor analysiert Trivia, die Eingang in die israelische Staatsgründungsmythologie gefunden hat.

Humanitäre Prise - Das größte Ding seit „Gone with the wind“

Eingebetteter Medieninhalt

Aliyah bedeutet im Hebräischen Aufstieg. Elaboriert man den Begriff, bedeutet Aliyah das Ende der Diaspora und die Heimkehr aus der Zerstreuung. Es gab eine vormoderne Aliyah im osmanischen Palästina. Die Restriktionen unterlaufende Einwanderung nannte man Aliyah Bet. Ari ben Kanaan ist ein Agent der illegalen Migration. In Leon Uris‘ Roman „Exodus“ fällt ihm der heroische Part in der Arminius-Variante zu. Er hat dem Feind gedient und ihn so kennengelernt. Ein Jahr nach Kriegsende soll Ari die an der Weiterfahrt gehinderten, ihrer Freiheit beraubten Aliyah-Aspiranten aktivistisch loseisen.

Der Autor verzichtet auf jede Raffinesse. Die schönste Frau verliebt sich (nach einem klassischen Moment der Verstörung) in den mutigsten Mann, dessen physische Vorzüglichkeit zudem herausgestellt wird.

„Kitty (wendet) sich um und (sieht) Ari ben Kanaan, der wie ein Riese den Tisch (überragt) … Das plötzliche Auftauchen dieses athletischen, gut aussehenden Mannes“ raubt ihr die Fassung.

Bildschöne Bewunderinnen männlicher Tatkraft erfüllen ihre Aufgaben ergeben-glühend vor Liebe. Sie sind duldungsstark und so genügsam wie die zu Hunderten in die Wüste verpflanzten australischen Eukalyptusbäume.

Aktivist ohne Asterisk

Leon Uris schildert Aris Werdegang im britischen Heer.

„Haven-Hurst starrte den Juden feindlich an. „Ich glaube, Ben-Kanaan, ich brauche ihnen kaum zu erklären, dass wir uns beide eines Tages auf gegnerischen Fronten gegenüberstehen werden.“

Ari: „Das tun wir bereits, Sir.“

Die Hälfte seiner Mannschaft für einen Spezialauftrag muss Ari aus Gefängnissen holen. Zwei Milizionäre werden noch schnell in die Kolonialarmee eingegliedert. Dann vollbringt man Heldentaten am Fließband. Ari hält eine Stellung an der Grenze zum Libanon bis fast zum letzten Mann. Dem jüdischen Heroismus begegnen „verschlagene, hinterhältige (und) intrigante“ Araber. Den Miesen & Fiesen entgegen treten der „bärenstarke“ Avidan, der „sich im Kriege als russischer Offizier hervorgetan“ hat, sowie ein charismatischer David ben Gurion.

Das habe ich als Kind überlesen: den offenen Rassismus in einem beinah mythisch dimensionierten Bestseller.

Der Roman ist frauenfeindlich außerdem.

Bildschöne Bewunderinnen männlicher Tatkraft erfüllen ihre Aufgaben ergeben-glühend vor Liebe. Sie sind duldungsstark und so genügsam wie die zu Hunderten in die Wüste verpflanzten australischen Eukalyptusbäume.

Yad El – Die Hand Gottes führt sie in Sümpfe, die sie dann eigenhändig trockenlegen.

Die Rede ist schon von Aktivisten, allerdings ohne Asterisk. Die Aktivisten stehen auf dem Standpunkt, dass die Araber nur die Sprache des „geladenen Gewehrs“ verstünden. Männer wie Gurion (real) und Kanaan (fiktiv) organisieren die Verschmelzung von Radikalität und Moderation. Sie betreiben den Aufbau einer „jüdischen Wehrmacht“, deren Existenz geleugnet wird.

„Diese geheime Truppe sollte ein stummer Partner der Juden bei ihren Bemühungen sein, die Araber in Schranken zu halten und mit den Engländern weiter zu verhandeln.“