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2021-08-19 08:56:37, Jamal Tuschick

Pressemitteilung

Europäisches Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit an der Universität Potsdam eröffnet

Von Antje Horn-Conrad und Matthias Zimmermann

Im Beisein des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Dietmar Woidke und der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Manja Schüle wurde gestern an der Universität Potsdam das Europäische Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit eröffnet. Aaron Sagui, Gesandter der Botschaft des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, war ebenso unter den rund 250 Gästen wie Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Sonja Guentner, Präsidentin der Europäischen Union progressiver Juden.
Mit dem Europäischen Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit haben das Institut für Jüdische Theologie der Universität Potsdam und die beiden Rabbinerseminare – das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College – ein neues Domizil auf dem Potsdamer Campus Am Neuen Palais erhalten. Nach dem Umbau der einstigen Orangerie und des historischen Nordtorgebäudes ist vis à vis dem Neuen Palais im Park Sanssouci ein modernes Lehr- und Studiengebäude mit einer Synagoge entstanden. Zum Auftakt der Feierlichkeiten wurden die Torarollen in die Synagoge eingebracht – es ist die erste in Potsdam nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Präsident der Universität Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph.D., sagte anlässlich der feierlichen Eröffnung: „Mit dem heutigen Festakt findet eine wunderbare Entwicklung ihren vorläufigen Abschluss: die Einrichtung des Fachs Jüdische Theologie an der Universität Potsdam. Erstmalig in der Geschichte werden an einer deutschen Universität Rabbinerinnen und Rabbiner ausgebildet, die ersten Absolventinnen und Absolventen sind bereits weltweit in Amt und Würden. Und auch in der Forschung hat das Institut in den acht Jahren seit seiner Gründung internationales Renommee erworben. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke betonte: „Dieser Festakt ist ein bedeutender Moment für Potsdam, für Brandenburg und für Deutschland insgesamt. Denn auch 76 Jahre nach dem Ende des nationalsozialistischen Terror-Regimes ist die Eröffnung jüdischer Einrichtungen und Synagogen auf deutschem Boden alles andere als selbstverständlich. Brandenburg ist stolz auf die Eröffnung des Europäischen Zentrums Jüdischer Gelehrsamkeit an der Universität Potsdam. Es ist ein kraftvolles Zeichen für selbstbewusstes jüdisches Leben in unserem Land. Ganz im Sinne des traditionellen Geistes der Offenheit und Toleranz in der jüdischen Gelehrsamkeit steht Brandenburg fest an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und tritt jeglichem antisemitischen Gedankengut klar und entschieden entgegen. Die Ausbildung von Rabbinerinnen und Rabbinern in Potsdam wird das Leben der zehn jüdischen Gemeinden bei uns im Land Brandenburg befruchten, aber sicher auch weit über die Grenzen auf ganz Deutschland und Europa ausstrahlen.“

Der stellvertretende Direktor des Instituts für Jüdische Theologie und Gründer des Abraham Geiger Kollegs Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka freut sich über diesen nächsten bedeutsamen Schritt nach der Institutionalisierung der Jüdischen Theologie an der Universität Potsdam 2013: „Endlich haben Jüdische Theologie und Rabbinerausbildung in Deutschland einen dauerhaften Ort!“

Brandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Manja Schüle hebt die Bedeutung der Jüdischen Theologie für die Wissenschaftslandschaft hervor: „Die Jüdische Theologie ist endlich zu Hause! 185 Jahre nach der Forderung Abraham Geigers stellen wir die christliche und jüdische theologische Wissenschaft und Ausbildung an unseren Universitäten endlich gleich. Das neue Zentrum Jüdischer Gelehrsamkeit wird zum neuen Bildungszentrum für künftige jüdische Geistliche in Deutschland und der Welt. Das sorgsam restaurierte Nordtorgebäude und die Orangerie vereinen nunmehr das Institut für Jüdische Theologie, das Abraham Geiger Kolleg, das Zacharias Frankel College sowie eine neue Synagoge für die Landeshauptstadt. Damit senden wir im Jubiläumsjahr des 1.700-jährigen Bestehens jüdischen Lebens in Deutschland ein wichtiges Signal in die Welt. In Brandenburg wird der interreligiöse Dialog gepflegt und damit ein wichtiger Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und Toleranz geleistet.“