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2022-11-18 08:46:08, Jamal

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„Es wollte mir noch nie in den Kopf, dass meine Mutter mich geboren haben soll.“

Träumendes Wasser

In der griechischen Mythologie personifiziert Okeanos einen zeugungsfähigen Strom, der abgrenzend um die Welt fließt. Seine Nachkommen, gezeugt mit seiner Schwester, der Titanin Tethys, nennt man kategorisch Okeaniden.

„Okeanos ist bei Homer sowohl Ursprung der Welt als auch der Strom, der die Welt umfließt und vom Meer unterschieden wird.“ Quelle

An allen Moden vorbei gibt ein Dubliner Ehepaar seiner Tochter den Namen einer Okeanide. Als jene sich der Romanheldin in einer studentischen Situation am weltberühmten Trinity College vorstellt, versteht die Milch- und Saufbauernnichte Deborah ‚Debbie‘ White bloß Santy wie Santa Claus. Debbie erzählt ihrem klassisch gebildeten Onkel von der neuen Bekannten mit dem kuriosen Namen.

Louise Nealon, „Snowflake“, Mare, aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll, 346 Seiten, 24,-

Billy weiß Bescheid. Er klärt das phonetische Missverständnis auf. Die Rede ist von Xanthe. Mythologisch erscheint die Tochter des Okeanos als Amazone.

Debbie fasst sich an den Kopf:

„Wie kann ich schon so lange leben und immer noch keinen Schimmer von nichts haben.“

Billy beruhigt die Adoleszente mit den üblichen Binsen. Es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen. Nein, das sagt Billy nicht. Er kümmert sich um Debbie, während die Mutter seiner Nichte in die Brennnesseln springt und das als eine Methode zur Stimmungsaufhellung verklärt. Maeve erscheint als Verirrte in ihrem Leben. Auch Debbie irrt oft, doch irrt sie in die richtige Richtung. Ein als bärtige Avocado agitierender Vegan-Aktivist beißt sich an ihr die Zähne aus. Um in der Spur und an Deck zu bleiben, helfen Debbie die Vorurteile eines Landeis. Die aus Maynooth Gebürtige hat noch nichts Gutes über Großstädter:innen gehört.

Debbie windet sich durch den College-Alltag. Sie sucht Xanthes Nähe, während sie die übrigen Kommiliton:innen meidet. 

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Liebend gern steht Debbies Mutter nackt im Meer. Sie beschwört „die lichtreiche Zone … (und) die Hadische Zone von Persephone, der Winterkönigin“, kann aber nicht schwimmen.

Maeve steckt voller Idiosynkrasien, Schrullen und Kauzigkeiten. Sie weiß alles über Autos und fürchtet doch die Verantwortung am Lenkrad. Sie begeht mit ihrer Tochter den Cemetery Sunday. Debbie charakterisiert die Andacht auf dem Gemeindefriedhof als das „langweiligste Open-Air-Konzert der Welt“.   

*

Debbie besucht Xanthe, die über einem Sexshop wohnt. Sie trinkt im Lidl für drei Euro erstandenen Wein aus einer „Kinderschnabeltasse“. Die Alternative wäre warmes polnisches Bier von Aldi gewesen. Griffin, ein Freund der Gastgeberin, vergleicht Debbie mit „Charlotte Rampling … mit einem Touch Belle Dingle aus Emmerdale“.  

Debbie tobt wie eine tasmanische Teufelin, der Vergleich stammt von Griffin, im Workmans Club und in Copper Face Jacks.

Plötzlich verkehrt Xanthe partnerschaftlich mit jener Person, in die Debbie „seit Ewigkeiten verknallt“ ist. Bald mehr.