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2023-01-25 09:36:11, Jamal

Aufmerksame Erstleser:innen

„Ich hatte mir … das Ziel gesetzt, an jedem … Gipfel … eine kleine Flasche Schnaps zu verstecken … als Belohnung für aufmerksame Erstleser dieses Buches.“ Achim Bogdahn

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„Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.“ HH nach seiner Brockenwanderung anno 1824; zitiert nach Achim Bogdahn

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„Weder der Erfolg noch die Leistung sind meine Rechtfertigung. Auch nicht die Anstrengung. Es ist die Begeisterung!“ Reinhold Messner, Quelle

Rasender Rentner/Verkaterte Nachhut

In der Tristesse eines Hallenser Cafés verfasst er sein Testament. Der Bedienung gelingt unterdessen wenig. Bereits die Milchschaumproduktion führt sie an ihre Leistungsgrenze. Die Besucher:innen erscheinen als Versprengte in einer Stadt, die Achim Bogdahn mit einem Hallenser Hooliganherkules assoziiert. Als Auswärtsultra stieß der sachsen-anhaltinische Hulk in München einst zum Grünwalder Stadion vor; einer von seinen Freund:innen geschlagenen Schneise der Verwüstung folgend.

Auch Hans-Dietrich Genscher war Hallenser. Er bekannte: „Diese Stadt hat mich geprägt.“ Quelle

Achim Bogdahn, „Unter den Wolken. Meine Deutschlandreise auf die höchsten Berge aller 16 Bundesländer“, Heyne Hardcore, 22,-

Der Autor unterbrach in Halle eine Reise in den Harz, wo er als verkaterte Nachhut eines Rekordwanderers Norddeutschlands höchsten Gipfel erreicht. Er besteigt den Brocken am 21. November 2018. Vier Jahre später stirbt Bogdahns Bergführer. Brocken-Benno, bürgerlich Benno Schmidt, hatte seinen Hausberg von Wernigerode aus bis dahin neuntausend -, seine Frau Helga immerhin tausend Mal erklommen.

1961 stellte die DDR ihre Lauscher auf dem Brocken auf

Jahrzehnte war der mit Abhörtechnik gespickte Brocken militärisches Sperrgebiet. Die Anlagen dienten dem Warschauer Pakt als Ohr zum Westen. Die Brockenkuppe säumte eine Mauer. Benno Schmidt handelte sich Rügen und Verweise ein, weil er in der bewaldeten Sonderzone wanderte. Seine Leidenschaft machte ihn zu einem Ziel der Stasi. Am 3. Dezember 1989 wurde der Brocken wieder zivil. Von da an war Benno Schmidt nicht mehr zu halten. Notfalls marschierte er nachts zum Gipfel. Ihn stoppte auch kein Orkan. An manchen Tagen überwand Benno Schmidt die Strecke drei Mal. Der tausendste Aufstieg datiert auf den 26. August 1995. 

Das erzählt Bogdahn mit Sympathie für den manischen Aufsteiger.

Aus der Ankündigung: „Bayern hat die Zugspitze, Hessen die Wasserkuppe, aber hat Hamburg einen höchsten Berg? Ja, den Hasselbrack in den Harburger Bergen, 116,2 Meter hoch. Und wie hoch ist der höchste Gipfel Bremens? 32,5 Meter - die Erhebung im Friedehorstpark. Achim Bogdahn hat sich auf eine Reise durch Deutschland gemacht und die höchsten Berge aller 16 Bundesländer erklommen.“

Im nächsten Durchgang passiert er neben einer anderen „festen Größe in der Wanderwelt“ saarländische Kleinode namens Sotz-, Berg-, Daut-, Nuh-, und Bulweiler.

Auf seinem Harz-Trip kam Bogdahn an Bel-, Sanders-, Freck-, Aschers-, Gaters-, Heders-, und Wegeleben vorbei.

Nun also der Hunsrücker Dollberg im Doppel mit Manuel Andrack, dem ehemaligen Harald-Schmidt-Sidekick. Beide Gipfelstürmer erleiden ihre Fußballleidenschaft in Verbindung mit Vereinen, deren große Zeit weit in der Vergangenheit liegt. Andracks Geißböcke war zum letzten Mal 1978, Bogdahns Münchner Löwen das einzige Mal 1966 Deutscher Meister. Der Autor versäumt keine Gelegenheit, vom Fußballleder gezogene Weisheiten einzustreuen. Andrack schildert er als gut gelaunten Wein- und Bierbotschafter. Der zum Genießer geläuterte Sportwanderer erklärt Bogdahn die ergonomische Dimension einer Sinnenbank. Für ihn „liegt ein Zauber in der Luft“, während der Partner lediglich Nebel und Regen registriert.

Am 3. April 2019 besteigt Bogdahn gemeinsam mit Henning Scherf jenen Bremer Hügel, der als höchste Erhebung des kleinsten Bundeslandes herhalten muss. Übrigens „gibt es neunundsechzig Gebäude“ in Bremen, die höher sind als die umgedrehte Delle (32,5 Meter) hart an der Grenze zu Niedersachsen im Burglesumer Friedehorstpark. Sogar der kommunale Müllhaufen beansprucht mehr Höhenmeter. Der aus Bayern angereiste Bogdahn lenkt die Aufmerksamkeit seiner Leser:innen auf den Kontrast zwischen seiner alpennahen Heimat und dem hanseatischen Flachwitz.

Zum Gipfeltreffen erscheint Scherf charismatisch-soigniert. Mit seinem gewinnenden Wesen nimmt der ehemalige Bremer Bürgermeister sämtliche Bürger:innen am Saum seiner Strecke im Handumdrehen für sich ein. Bogdahn beschreibt magische Momente ziviler Zuneigung, weit weg von den Parcours robuster Aushandlungen, wie man sie anderenorts gewohnt ist. Im Augenblick der Begegnung wirkt Bremen wie eine Insel der Seligen im Meer des öffentlichen Streits. Übrigens bezeichnet Bogdahns Vorname einen Bremer Vorort. Die Koinzidenz versetzt den Autor in eine „existenzialistische Stimmung“.

Auf den 5. Mai 2019 datiert Bogdahn ein Gemeinschaftserlebnis mit Edgar Reitz bei der Besteigung des rheinland-pfälzischen Mount Everest. Der Hunsrücker Erbeskopf ragt als höchste linksrheinisch-deutsche Erhebung 816,32 Meter aus der Landschaft. Dazu bald mehr.  

Weiter aus der Ankündigung

»Nach diesem Buch weiß man mehr über Deutschland, über sich und man will einfach nur eines: Los!« Thees Uhlmann

Damit er nicht alleine wandert, hat (Achim Bogdahn) bekannte Menschen aus den jeweiligen Regionen eingeladen, ihn zu begleiten. Aus diesen Wanderungen ist ein Buch entstanden, ein Buch über Deutschland, über Begegnungen und Gespräche, über Menschen und über das Leben – mit vielen Umwegen, Anekdoten und Exkursen. 

Benno "Brocken-Benno" Schmidt (Sachsen-Anhalt) - Manuel Andrack (Saarland) - Henning Scherf (Bremen) - Edgar Reitz (Rheinland-Pfalz) - Dennis Gastmann (Hamburg) - Rocko Schamoni (Schleswig-Holstein) - Kathi Wilhelm (Thüringen) - Hahner-Twins (Hessen) - Margot Käßmann (Niedersachsen) - Anke Domscheit-Berg (Brandenburg) - Hans-Joachim Watzke (NRW) - Judith Holofernes (Berlin) - Mehmet Scholl (Baden-Württemberg) - Lars Riedel & Jens Weißflog (Sachsen) - Devid Striesow (Mecklenburg-Vorpommern) - Felix Neureuther (Bayern) 

»Wenn man dieses Land so freundlich und gespannt anschaut wie Achim Sechzig Bogdahn, schaut es erstaunlich freundlich zurück. Ein phänomenales Buch - wirkt auch gegen deutschen Selbsthass und DB-Fatigue.«  Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung (30. Mai 2022)

Zum Autor

Achim Bogdahn wurde 1965 in Erlangen geboren, wuchs in München auf und arbeitet als Radiomoderator beim Bayerischen Rundfunk/Bayern 2. Er hat in München, Berlin und Glasgow Evangelische Theologie studiert, er war Sänger der Band Isar 12 (erschienen bei Trikont) und er ist glühender Fan des TSV 1860 München (weswegen in seinem Pass hochoffiziell der Künstlername „Sechzig“ steht). Er hat als Schauspieler gearbeitet („Trautmann“), er ist geprüfter Fußballschiedsrichter, er spricht ein bisschen Dänisch und er liebt es, mit dem Zug zu fahren. »Unter den Wolken« ist sein Debüt.