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2023-01-30 10:58:37, Jamal

Bereits im Winter 1991, Gorbatschow saß noch im Kreml, fing er an, seine Memoiren zu schreiben. Er machte sich Notizen wie ein Journalist, der einen Politiker beobachtet.

„Da wussten wir (Höflinge): es ist aus.“ Aus Alexander Kluge/Gerhard Richter, „Dezember“ 

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„Ich liebe solche Tage - ungewöhnlich einsame Tage. Ich liebe es über alles, allein zu sein. Dann lege ich mich hin, rauche, blicke ins Feuer.“ Katherine Mansfield

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1918 wirft Odemar den kaiserlichen Fußsoldaten wie einen alten Rucksack ab und kommt als Revolutionär vom Friseur.  Zu einer Figur von Yvan Goll

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„Rauchen macht dumm, es macht unfähig zum Denken und Dichten.“ Goethe

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Dass diese Stunde in seinem Leben Epoche machen …

1825 traf Johann Peter Eckermann den „erste(n) deutsche(n) Improvisator“ Oskar Ludwig Bernhard Wolff* bei Goethe, der die Gaben der Stehgreif-Koryphäe kritisch zu schätzen wusste. Im Gegenzug zeigte sich „Doktor Wolff aus Hamburg … sehr beglückt … (er) äußerte, dass … (die Würdigung) in seinem Leben Epoche machen würde, indem Goethe ihn mit wenigen Worten auf eine ganz neue Bahn gebracht und in dem, was er an ihm getadelt, den Nagel auf den Kopf getroffen hätte“. Aus den Aufzeichnungen von Johann Peter Eckermann

*„Frühzeitig verrieth er ein hervorragendes Talent zur Aneignung fremder Sprachen und eine große Leichtigkeit im Versemachen.“ Schröder, Edward, "Wolff, Bernhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 9-12 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117442003.html#adbcontent

Bei einem Bruchtest vor beinah einem halben Jahrhundert © Jamal Tuschick

Zahmer Igel

Ein zahmer Igel macht seine Honneurs am Strand. Vielleicht hält er sich für eine Taube. Er kennt jeden Hund auf dem Platz. Kein Hund kümmert sich kritisch um den Igel, als wären alle in einem Himmel der Eintracht. 

Nomaden ruhen in der Sonderstimmung aus. Goya beobachtet den Ingenieur, der den Sommer im Park verbringt. Sein verbrannter Rumpf erinnert an ein vertrocknetes Blatt. Das Hemd trägt er auf dem Kopf, ohne der Abweichung eine besondere Bedeutung zu geben. Der Ingenieur war im Bergbau als fundierte Person. Ein falscher Pegel der Normalität nordet ihn ein. Tanja rettet eine Wespe, sie würde jeden Flügel richten. Sie kann kein Fleisch braten vor lauter Tierliebe. 

Kinder spielen Fangen und kreisen doch nur unermüdlich und instinktiv um die Herde der Erwachsenen. Nachts amüsieren sich Erwachsene auf dem Spielplatz. 

Die Hitze fordert Verluste. Eine Punkfamilie gibt ihre Flaschen direkt bei einem Sammler ab und schnorrt im Gegenzug Tabak. Ein Briefträger überlebt in der Verbundenheit mit einer Weinflasche. Ein Mann sammelt Kippen, als hätten wir Fünfundvierzig. Eine Zwergnase erklärt Goya, dass sie jetzt hinter ihrer Schwester auf ihrem Laufrad hermüsse. 

„Du schaffst das“, erklärt Goya. 

Das Kind gibt sich mit der Ermutigung zufrieden - ein kleiner Vogel unter satten Geiern. Es überfährt eine Dose und betrachtet die Deformation als sein Werk. Befriedigt von der Zerstörung. Die Punkfamilie verabschiedet sich von dem Sammler wie von einem Freund. Arme, die sich unter die Arme greifen. Der Sammler sortiert wie ein Sachverständiger.  

Ein Schuh segelt durch den Abend, sparsam streicht Tanja Krümel zurück in den Tabakbeutel. Sie registriert nistenden Dreck unter Goyas Nägeln. Er könnte sich auch mal wieder rasieren.  

Die Abfallkästen werden kontrolliert. Letzte im Verteilungskampf sind die Restefresser. Sie vertrauen erst seit diesem Sommer ihre Dürftigkeit dem Tageslicht an. Sie scheinen sich von ihrer Unansprechbarkeit ausreichend geschützt zu fühlen. Goya gefällt die Vermutung. Er möchte sich von keiner Auslegung seiner Person mehr zerlegen lassen.  

Boule um halbzehn

Die Tangotänzer sind da. Sie treten festlich auf. In der Nacht sehen die Denkmäler im Park wie erstarrte Lebewesen aus. Wir sind alle nur Möglichkeiten füreinander. Überall werden Verabredungen getroffen, als müsse sterben, wer nichts vorhat. Goya bemerkt Paulas Sohn im Flutlicht der Boulespielerinnen. Die Boulespielerinnen sind unnachgiebig in ihren Gewohnheiten. 

Der kostbarste Augenblick des Abends hebt seine Lider.  

„Du bist mein Mann“, sagt Tanja. Sie lehnt sich an, die Tänzerinnen schwelgen auf einer betonierten Fläche. Goya träumt von einer Diktatur der Bäume. Die Sorgfalt der Abstände. Vor Jahrhunderten in Reihen gepflanzt und jetzt stehen die Bäume ganz groß da. Ein Einkaufswagen wird über den Platz geschoben. Der Wagen klingelt vom Leergut. 

„Mit dir möchte ich alt werden, selbst wenn wir keine Kinder haben sollten. Kannst du dir das auch so gut vorstellen?“ 

Das tonnenschwere Gewicht, das manchen Sätzen nach ein paar Monate leichten Herzens wieder abgesprochen wird.  

Goya beobachtet Paula bei dem Versuch, glücklich zu erscheinen. Goya war mit Paula in der Anstalt (Musterschule). Ihr Vater war da Lehrer. Ein Kollege des Vaters deflorierte Paula, er ging noch jahrelang bei der Familie ein und aus. Paulas Lehrervater hält sich für einen unterschätzten Intellektuellen.