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2023-04-19 09:51:46, Jamal

„Wir arbeiten im Dunkeln – wir tun, was wir können – wir geben, was wir haben. Unser Zweifel ist unsere Leidenschaft, und die Leidenschaft ist unsere Aufgabe. Der Rest ist der Wahnsinn der Kunst.“ Henry James 

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Vintage-Flow

Erinnert sich noch jemand an die Koordinaten der Generation Z? In Douglas Couplands erstem Roman „Generation X“ tauchen sie als Earth Tones auf. Den Eltern der Earth Tones war der amerikanische Traum zum Fetzen geraten. Ihre Deklassierung ertrugen sie in batikbunten Kostümen. Sie verwandten ihre Kreativität auf Weltanschauungstheater, das ihre Chancenlosigkeit kaschieren sollte. Laura Le Quesne, 29, verkörpert die Post-Boomer-Tochter wie aus einem Bilderbuch geplatzter Träume. Die alleinerziehende Mutter klapperte mit Laura in einem klapprigen Mini „Flohmärkte und Vintage-Messen“ ab. Sie fand jeden „Schatz“ eines Kofferraumverkaufs. „Mit den Augen einer Elster“ inspizierte sie aufgegebene Bestände. Für Laura erfand sie Legenden, die sich um den Ramsch der Anderen rankten. Je häufiger der Schrott die Besitzerin wechselte, desto größter sollte seine Bedeutung sein. So überhöhte die Mutter ein Leben auf der Resterampe. Zweifel meldeten sich bei Laura an, sobald sie die mütterliche Ableitung fortsetzte:

„Wenn das stimmt(e), waren ihre Schubladen … mit mehr Bedeutung vollgestopft als irgendein anderer Platz im Universum.“

Sophie Cousens, „Alles beginnt mit dir und mir“, Roman, aus dem Englischen von Babette Schröder, Penguin Verlag, 492 Seiten, 12,-

Im Handlungsjetzt ist die Mutter seit zwei Jahren tot. Laura hält sich für die einzige noch nicht Dreißigjährige Londonerin, die auf Genesis und Dire Straits steht. Sie genießt die vorläufige Sicherheit einer Festanstellung: nach der Arbeitsplatzbeschreibung als Journalistin. Tatsächlich moderiert sie auf der - von der drakonisch-sardonischen Chefredakteurin Suki Cavendish regierten - Lifestyle-Plattform Love Life das TV-Boulevardformat „Wie habt ihr euch kennengelernt?“.

Die Sendung exploitiert Romantikdefizite des Publikums. Lauras Kombination von Sehnsüchten und Werbung lässt sich von Konkurrenzprodukten nicht unterscheiden. Alle geben dem Feuerwehrmann auf Steroiden Studioraum und Sendezeit, um zu erzählen, wie er eine verpeilte Person, die sich aus dem Stand in ihn verliebte, aus einer brennenden Wohnung barg und ins Krankenhaus fuhr, obwohl bei der Aktion die Katze der Geretteten ausgerechnet vom Retter überfahren wurde. In einem Augenblick imaginiert die Zielgruppe den Feuerwehrmann in seiner Uniform beim Sex, im nächsten avanciert er als Katzenkiller zum Hassobjekt.

Die Liebe auf den ersten Blick ist Lauras Lieblingszwangsvorstellung. Schmerzlich entbehrt sie Gänsehauterlebnisse der angenehmen, wenn nicht der erregenden Art. Auf einem Recherche-Trip nach Jersey trifft sie einen Mann, der zu ihren Träumen passt. Das Schicksal spielt ihr seinen Koffer als Joker in die Hände. In ihrem Hotelzimmer wühlt sie im Besitz eines J. Le Maistre.

Er ist musikalisch, und offenbar ein Fan von Lauras Lieblingsmusiker. Das beweisen die Klaviernoten von Phil-Collins-Liedern in seinem Gepäck.

Die Kanalinsel Jersey ist für Laura ein magischer Ort der Liebe. Da haben sich ihre Eltern im Sommer 1991 am Rozel Bay kennengelernt. Da erfährt Laura, dass sie nicht ehelich geboren wurde; wie egal ist das denn. Zum ersten Mal hört sie, wie ihr Familienname in seiner Ursprungsumgebung klingt.

Chefin Suki sitzt ihr im Nacken. Laura soll die romantischsten Nacktbadeplätze recherchieren, und Erhellendes zu der Frage abliefern: Wie kriege ich einen Bikinikörper?

Allmählich wird der Verlust des eigenen Koffers zu einem unangenehmen Thema, zumal Laura ihr Tagebuch im Besitz einer/eines Fremden weiß.

Ein mysteriöser Taxifahrer kommt ins Spiel. Erst gibt er sich harsch, doch bald zeigt er sich aufgeschlossen bis zur berstenden Herzlichkeit. Ted Palmerston hat es faustdick hinter den Ohren. Er wird Laura unentbehrlich.

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Endlich begegnen sich Laura Le Quesne und J. wie Jasper Le Maistre.

Aus der Ankündigung

Laura ist eine hoffnungslose Romantikerin. Als Redakteurin bei einem Lifestyle-Magazin schreibt sie eine Kolumne über die schönsten Kennenlerngeschichten – und glaubt fest daran, dass auch sie und ihr Traummann eines Tages auf ganz besondere Weise zueinander finden werden. Bei einer Reise auf die malerische Kanalinsel Jersey erwischt sie am Gepäckband aus Versehen den falschen Koffer. Und als sie ihren Irrtum im Hotelzimmer bemerkt, stellt sie fest: Dieser Koffer muss ihrem Seelenverwandten gehören! Denn er enthält nicht nur einen grob gestrickten Seemannspulli und ein wunderbar duftendes Parfum, sondern auch Klaviernoten ihrer Lieblingsband und eine zerlesene Ausgabe ihres Lieblingsbuchs. Wenn Laura eine Sache aus ihrem Job gelernt hat, dann ist es, dass man sich gegen das Schicksal nicht wehren kann. Sie macht sich auf, den geheimnisvollen Unbekannten zu finden – und mit ihm ihr großes Happy End. Doch was, wenn das Schicksal ganz andere Pläne für sie hat?

»Sophie Cousens zu lesen ist als träte eine neue beste Freundin in dein Leben. Sie bringt dich zum Lachen, sie bringt dich auch mal zum Weinen, du hast das Gefühl du hast sie schon immer heiß geliebt, und du willst sie niemals mehr gehen lassen.« Clare Pooley, Autorin von »Montags bei Monica« 

Zur Autorin

Sophie Cousens hat über zehn Jahre lang in London als TV-Produzentin gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann Tim auf der Kanalinsel Jersey, schreibt Romane und kümmert sich um ihre beiden kleinen Töchter. Fragen wie »Hatte Cinderella eine Zahnbürste?« oder »Wissen Giraffen eigentlich, dass sie einen langen Hals haben?« stellen sie jeden Tag vor eine neue Herausforderung. Mit einem kleinen Dackel wäre ihr Familienglück ganz und gar perfekt.