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2023-05-08 10:14:14, Jamal

Power im göttlichen Maßstab

Die Aufhebung der Trennung von Arbeit und Leben vollzieht Persephone auf einem Grat zwischen Melancholie und Leichtigkeit.
Persephone! Zweifellos haben sich die Eltern bei der Namensgebung etwas ungeheuer Ambitioniertes gedacht: Die mythische Persephone ging aus einer göttlichen Inzestzeugung hervor. Demeter, ihre vielleicht nicht ganz so bekannte Mutter, verdankt sich einer erotischen Kollision der Titanen Kronos und Rhea. Kronos war dafür berüchtigt, seine Nachkommen zu fressen. Das gelang ihm nicht in jedem Fall. Persephone entstand in der geschwisterlichen Verbindung von Demeter und Zeus. Folglich steht Persephone für Power im göttlichen Maßstab.  

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Ungebrochene Anziehungskraft 

„‘Du riechst wie der Sommer‘, sagte (Sam), nahm mich … am Arm und machte einen Schritt zurück. Sein Blick wanderte über meine in Elastin verpackte Figur.

‘Du siehst aus wie eine Läuferin‘.“

  Gemeinsam navigierten sie durch die Untiefen des pubertären Begehrens. Persephone Fraser aka Percy aka Pers aka P. und Samuel ‚Sam‘ Florek entdeckten und erkundeten die Liebe vor allem im Rhythmus und in den Routinen von Percys Sommerferien. In der Retrospektive verschmelzen die sonnigen Auszeiten zu einem ewigen Sommer der Liebe.  

Carley Fortune, „Fünf Sommer mit dir“, Roman, übersetzt von Carolin Müller, Penguin Verlag, 412 Seiten, 13,-

In Rückblenden erzählt Carley Fortune von einem selbstverständlichen, herrlich nestwarmen Glück. Percys Eltern unterrichteten an der Universität von Toronto. Die Mutter lehrte Soziologie, der Vater griechische Mythologie. Der außer-akademische Alltag kreiste um die sprühende Tochter. Percy genoss eine Kindheit und Jugend mit überschaubaren Tiefen und Höhen. Zu ihrem Glück trug Sam massiv bei. Er wuchs da auf, wo die Frasers ihre Sommerfrische standesgemäß in der eigenen Datsche verbrachten. Der Sohn einer verwitweten Wirtin und Bruder des nassforschen Charlie, wusste schon mit dreizehn, dass er Kardiologe werden wollte. Er verfolgte seine Ziele methodisch, wenn nicht pedantisch. Stets betrieb Sam doppelte Buchführung. Die Excel-Tabellen in seinen Zukunfts- und Trainingsplänen berücksichtigten Percys Powerpoints, bis eines Tages … 

Strategische Sorglosigkeit

Beim ersten Wiedersehen - nach zwölf Jahren Funkstille - fliegen sie sofort wieder aufeinander. Die Anziehungskraft ist ungebrochen und so offensichtlich, dass Sams Freundin Taylor gar nicht anders kann als mit strategischer Sorglosigkeit gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Im Showdown-Szenario ist Sam Arzt in seiner Geburtsgemeinde Barry’s Bay - Wikipedia (in der Provinz Ontario), Percy Redakteurin in Toronto und Taylor Staatsanwältin in Kingston.   

Die Naturverbundenen unter den Bürger:innen der Agglomeration Toronto kultivieren ihren Cottage-Country-Side-Style im Dunstkreis einer Ortschaft, deren Namen einerseits an den Holzfäller James Barry und andererseits an eine besonders schöne Bucht erinnert.

Die Gegend um den Kamaniskeg Lake schätzten schon Angehörige einer First-Nation-Union. Die Algonquin nannten den Landstrich „Kuaenash Ne-ishing - schöne Bucht“. Im Jetzt des Romangeschehens ist der See ein touristisches Ziel am Rande des Algonquin Provincial Parks - Wikipedia.

Hipper Hinterwald

Inzwischen gibt es in Barry’s Bay Cafés, die Brie-Prosciutto-Croissants anbieten. Mit dem Repertoire eines absoluten Bringers macht Sam seiner Jugendliebe (zunächst) verhalten den Hof. Aber seine Augen verraten eine Leidenschaft, die zu zügeln, ihm alles abverlangt.

Sam ist ein Mediziner mit Muskeln, wie Percy nicht müde wird, zu bemerken. Sie findet Sam schön. Das sagt sie immer wieder. Begünstigt von dem Umstand, dass Taylor beruflich in einer anderen Stadt zu tun hat, nähern sich Percy und Sam dem alten Glut-Grad an.

Fortune hütet sich, am Narrativ von der großen und einzigen Liebe eines flotten Stadtmädchens zu einem hippen Hillbilly zu rühren. Percys Schicksal scheint unauflöslich mit Schicksal ihres „Sommerjungen“ verknotet.

„Ich war überwältigt von ihm - der Geruch seines Shampoos, sein feuchtes Haar, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte.“

Trotzdem muss gesagt werden, dass Percy bereits als Teenager gelegentlich einen anderen küsste - und zwar den schicken und smarten, von sich selbst in einem erträglichen Maß eingenommenen Star der Eishockeyschulmannschaft. Der Sohn reicher Eltern warb einfühlsam und wohl auch mit redlichem Interesse um Percy, die bei ihrem ersten Zungenkuss (mit Mason) gleich wieder an Sam dachte.

„Der Sommer war trocken, überall in der Gegend war offenes Feuer verboten, und ich war eine Jugendliche mit jeder Menge aufgestauter sexueller Energie.“

Kaum ist Sam wieder in Reichweite, fühlt sich Percy zuhause. Obwohl der Anlass des Wiedersehens kaum trauriger sein könnte. Sams Mutter Sue ist gerade gestorben. Am Vortag der Beerdigung fahren Percy und Sam zu ihrem See. Beide schwanken zwischen traumhaft-verzögerten Nähe-Empfindungen und abrupten Rückziehern. Die Luft brennt.

Warum sind Percy und Sam nicht schon seit zwölf Jahren verheiratet?  

Aus der Ankündigung

Unendlich viele Erinnerungen verbindet Percy mit Barry’s Bay, dem idyllischen Ort in Kanada, an dem sie die Sommer ihrer Jugend in einem Cottage am See verbracht hat. Fünf unvergessliche Sommer, in denen sie und der Nachbarsjunge Sam unzertrennlich waren: Eisessen am Steg, Wettschwimmen und Sternezählen am See. Doch die Sache mit den Erinnerungen ist – sie gehören der Vergangenheit an. Aber als Percy erfährt, dass Sams Mutter gestorben ist, kann sie nicht anders, als sofort nach Barry’s Bay zu fahren. Und als sie Sam nach all der Zeit wiederbegegnet, ist plötzlich alles wieder da: das ganze Glück und der ganze Schmerz – über den einen Moment, der eine gemeinsame Zukunft unmöglich machte …

»Ein Debüt voller Nostalgie und Herz. So wie wir uns an unvergessliche Sommer erinnern, bleibt auch diese Liebesgeschichte weit über die Lektüre hinaus im Herzen.« USA Today (05. Juli 2022)

Zur Autorin

Carley Fortune ist eine preisgekrönte kanadische Journalistin. Ihr Debütroman »Fünf Sommer mit dir« über eine unvergessene Jugendliebe an einem kanadischen See eroberte sofort die Bestsellerlisten der »New York Times«, »Sunday Times«, »Globe and Mail« und des »Toronto Star«. Carley Fortune denkt so gern an die Sommer ihrer Kindheit in dem idyllischen Ort Barry’s Bay zurück, dass sie ihn unbedingt zum Schauplatz ihrer wunderschönen Liebesgeschichte machen musste. Sie lebt mit ihrer Familie in Toronto.