MenuMENU

zurück

2023-11-13 10:26:47, Jamal

Kosmologische Inflation

„Mystery creates wonder and wonder is the basis of man’s desire to understand”. Neil Armstrong

*

Sehen Sie auch hier. Und hier.

*

„Der Mensch ist verirrter Sternenstaub.“ Khalil Diallo

*

„sonnenstaub also sind wir - aus stoff der in sternen entstand.“ Raoul Schrott

Ich Ende der 1980er Jahre im Göttinger Institut für Leibeserziehung, fotografiert von Mara Neusel © Jamal Tuschick

Höllisch heiß

Irgendwo erklärt der Physiker Josef M. Gaßner die Trinität von Symmetriebruch, Phasenübergang und kosmologischer Inflation. Gaßner lockt das Nichts aus einer Reserve der Quantenfluktuation. Er weiß, wie es zu Eigenschaften gelangt. „Wasserstoff kommt aus dem Urknall.“ Thomas Bührke

In der Inflationszeit erreichte das Universum den zehnten Teil seines aktuellen Durchmessers. Die primordiale Nukleosynthese in den ersten drei Minuten nach der Zündung organisierte Wasserstoff, Helium und in geringen Mengen Lithium und Beryllium. Das Universum war höllisch heiß und schwarz, Sterne und Galaxien starteten erst fünfhunderttausend Jahre später ihr Feuerwerk. Erst in den kollabierenden Sternen der ersten Generation bildeten sich weitere Elemente. Daraus sind wir gemacht.

Goya sucht sein Verhältnis zu diesem Wissen. Für ihn ist das Nordend nur formal ein Frankfurter Viertel und viel mehr ein Dorf mit eigener Regierung. Die Regierung tagt in der Burg und hält das Gesetz hoch. Das Gesetz schreibt vor, wie man zum Apfelwein geht. Es bestimmt die Beziehungen der eingesessenen Familien. Es unterscheidet zwischen evangelisch und katholisch. Paula hat den „Geburtsfehler“ katholisch zu sein.  

„Die mit ihrem faulen katholischen Arsch“, sagt Tante Franz, ansonsten viel beschäftigt mit Herzensgüte und in Angelegenheiten der Gemeinde. Die früh verwitwete Schwester von Goyas Mutter Toni summt wie ein Bienenschwarm in leidenschaftlicher Haushaltsführung. Was sich alles nicht schickt. Goyas Cousine Valerie naseweist von dem in Amerika geparkten Spross eines afrikanischen Potentaten. In Semesterferien besucht der Sohn seinen Papa. Umgehend übernimmt er eine Gang, zieht in den Busch und mischt die Bevölkerung so auf, dass man ihn mit Spezialkräften aus dem Verkehr ziehen muss. Ohne Vorlauf gleich mal ärger als der Alte. 

„Wie kann das sein? So ein Popcorn-Boy aus Massachusetts, der in den großen Ferien und zu aktuellen Liedern mehr oder weniger seine eigenen Leute lyncht?“  

Der zeitgenössische Zivilisationsbruch. Einerseits die abwaschbaren Oberflächen der Plastikwelt und andererseits und doch gleichzeitig die paradiesischen Verhältnisse einer erst einmal ruchlosen Terrorpraxis, die man, nicht unbedingt mit guten Gründen, älteren Epochen zuordnet.

Das ganze Land als Ballerspielplatz. Tante Franz nötigt den Neffen zu noch mehr Torte, einem dreistöckigen Schokoladengewitter. Drei Sätze in den blauen Dunst von Ernte 23 und Franz ist beim Thema. Wer damals mit wem. Als sie noch blutjung und kaum eine Ahnung. Aber die Soundso schon. Und jetzt macht die D… auf Dame, wie lächerlich geradezu. Franz glüht vor Verachtung.  

Goya und Valerie streiten in verwandtschaftlichem Einvernehmen vor Jims Kneipe. Sie dekorieren den Kneipentürrahmen. Müßiggängerinnen bleiben an ihnen hängen. Jim gerät immer wieder in sagenhafte Schwierigkeiten, dann finden im Dorf Verfolgungsjagden statt. Der Wirt räumt Stühle und Schirme zu Tischen auf den Bürgersteig. Ein Stammgast geht in den Service, Jim nennt das Erlebnisgastronomie. Vorgeblich verkauft er original irisches und schottisches Wasser. Man kann bei Jim gigantische Zechen machen, seine Kneipe ist voller seemännischem Abfall. Goya glaubt, dass Jim Leitungswasser mit interessanten Etiketten als Quellwasser anbietet. Dazu morgen mehr.