„Die Schilderung, die Sie mir von Frankreich geben, ist mit sehr schönen Farben gemalt. Aber Sie können mir sagen, was Sie wollen, ein Heer, das drei Jahre nacheinander überall geschlagen wird, wo es sich zeigt, ist sicherlich keine Schar von Cäsaren und Alexandern.“ Friedrich an Voltaire 1743
*
Einst war ein Ritter ellens rîche - reich an Mut. Ellen, ein mittelhochdeutsches Wort für Mut, Kraft und Stärke, ist aus unserem Wortschatz verschwunden. Gefunden in „Verschwundene Wörter des Mittelalters“ von Michael Schwarzbach-Dobson
Auch im Nibelungenlied findet sich die Wendung „ellens rîch - reich an Kraft“. Gefunden in einem Link der Hochschule Augsburg, Quelle
*
1813 stellt Napoléon in Dresden seinen Egoismus über französische Interessen. Er erklärt sich in der Gesellschaft des Fürsten Metternich. Anders als ein geborener Fürst, dessen Rang am unglücklichen Ausgang einer Schlacht keinen Schaden nehme, so Napoléon, dürfe er (als Sohn des Glücks) nicht verlieren.
„Das … Treffen zwischen Napoleon und Metternich fand nach dem Waffenstillstand von Pläswitz … am 26. Juni 1813 im chinesischen Zimmer des Palais Brühl-Marcolini … statt.“ Quelle
Um 1980 in einem Partykeller © Jamal Tuschick
Rüder Onkel
Erst unter französischem Einfluss definiert sich England. Bis dahin bestimmen Territorialfürsten seine politische Gestalt, deren Vorfahren das von Rom aufgegebene oder nie erreichte Britannia kämpfend zu ihrer Sache gemacht hatten, ohne eine zentralgewaltige Instanz etablieren zu können. Die Granden ließen fünfhundert Jahre in angelsächsischen Familienfehden und in der Abwehr aufrückender Usurpatoren verstreichen, ohne eine Reichseinigung. Königreiche und Grafschaften behielten den Charakter von Exklaven. Bis 1066 ließen sich in England dänische und norwegische Interessen durchsetzen.
Ein Herzog der Normandie macht Schluss damit. Er kommt als Guillaume le Bâtard und bleibt als William the Conqueror. Ihm gelingt die Einrichtung einer bestandssteigernd um sich greifenden, das Angelsächsische im Normannischen dynastisch einschmelzenden Monarchie. Einer seiner mutmaßlichen Töchter, Adela von Blois (um 1067 - 1137), animiert ihren Gatten, den Grafen Étienne Henri, zur Teilnahme an einem Kreuzzug. In seiner Abwesenheit und nach seinem Tod führt sie die mit dem Königshaus eng verbundenen Familiengeschäft. König Heinrich I. ist ihr Bruder. Dessen einziger legitimer Sohn, William Ætheling, ertrinkt in jungen Jahren. Deshalb bestimmt der Vater seine Tochter Matilda zur Nachfolgerin. Doch reißt erst einmal Adelas Sohn die Krone an sich. Stephan von Bois stößt eine Kaiserin vor den Kopf. Der Rang kommt Williams Enkelin als Gattin eines Deutschen zu, dessen Familie hundert Jahre Kaiser stellt. Nach dem Tod ihres (den männlichen Erben entbehrenden) Saliers Heinrich V. heiratet Adela ohne Begeisterung den schönen Gottfried. Er ist bloß Graf. Und zwar von Anjou und Plantagenêt. Während einer vorübergehenden Herrschaft als Königin von England bleibt sie ungekrönt. Immerhin geht der höchste Anspruch auf ihren, der zweiten Ehe entstammenden Sohn Heinrich II. über. Er beerbt den rüden Onkel als erster Plantagenêt auf dem englischen Thron. Mit seiner Eleonore von Aquitanien begründet Heinrich II. das Angevinisches Reich.
Englisch gehört nicht zu seinen Sprachen. Das Empire Plantagenêt besteht von 1154 bis 1399 in direkter Linie und bis 1485 in Nebenlinien. So lange stellen Plantagenêts die Könige von England. Die Herrschaft endet mit Richard III. (1452 - 1485). Er ist der letzte englische Monarch, der bei einer Schlacht vom Pferd geschossen wird. Nach ihm übernimmt das Haus Tudor die Reichsinsignien. Denken Sie an Heinrich VIII. und seine Tochter Elisabeth I.
Der erste royale Plantagenêt geht als Vater von Richard Löwenherz in die Geschichte ein. Der Sagenhafte verbrachte kaum sechs Monate in England.
Lassen Sie uns an dieser Stelle einen anderen Punkt beleuchten. Ob auf der Insel und dem Festland, die Ahnen der Herrschenden waren skandinavische Invasoren. In England bewahren die norwegischen und dänischen Aristokraten ihren ursprünglichen Habitus, sie heißen Harald und Sven bis zum bitteren Ende. Siehe Sven Gabelbart und Harald Blauzahn. In Frankreich werden Wikinger zu Normannen. Sie adaptieren die überlegene Kultur. Ihre Herzöge heißen Wilhelm Langschwert, Richard der Furchtlose und Rollo mit der kurzen Hose. Sie stärken und bedrohen jenes fränkische Geschlecht, das - von Hugo (940 - 996) bis zum letzten Ludwig (gest. 1793) - jeden französischen König stellt. Morgen mehr.