“Don’t insist, don’t resist - this is where the magic happens.” Jim Russo
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“You have to create emptiness inside; when you touched by your opponent, he touches the surface, and all his force is gone. He cannot find your center.” Adam Mizner
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“Wherever the opponent touch me, I generate power. Every inch of a movement is power. From any contact-point I have full power.” Adam Mizner
Gesehen in Vilnius am 18. Juni 2017 © Jamal Tuschick
In der Sitzhölle
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Ich kam als Vegetarier und esse nun wieder Fleisch. Nagai Shihan verlangt die Anpassung. Er duldet keine Extratour. Die Fleisch- und Fischlieferanten treten in urtümlichen Szenen auf. Manchmal kommt ein Jäger mit dem Wildschwein quer auf dem Motorradtank. Es gibt keine städtischen Verblendungen bei der Verarbeitung von Lebensmitteln. Die Lernenden sind an allen Alltagsprozessen beteiligt. Der Aufenthalt am Fuß des Kumotori gleicht einem Ausflug in die Vergangenheit.
Ich erkenne die Bedeutung der Selbstversorgung als klösterlichen Ansporn, obwohl das Dōjō keinen sakralen Rahmen hat. Nagai Shihan nehme ich als Zazen-Controller wahr. Nach Jahrzehnten des Übens ziehen Praktizierende zu ihm in ein Tal des Okuchichibu-Gebirges. Für die Dauer eines Monats unterwerfen sie sich seinem Regime. Die meisten nehmen in ihren Berufen Spitzenpositionen ein und werden von ihren Betrieben zu der Schulung angehalten. Der bedingungslose Einsatz ist für sie selbstverständlich.
Intensives Sitzen gehört nun zu meinem Wochenplan. Wird der Schmerz unerträglich, male ich mir meinen Tod auf dem Kissen aus. Paradoxerweise kann das in der Regungslosigkeit zu Lebendigkeitsexzessen führen.
Ich begreife, dass ich meinen Geist nicht leeren kann. Gedanken kommen und gehen.
Bei der ersten Zweistundenschicht führt mich Nagai Shihan durch die Sitzhölle. Das empfinde ich als Ermutigung. Ich gelange zu der Überzeugung: Wer zwei Stunden sitzen kann, schafft alles. Nagai Shihan spürt meine Euphorie und dämpft sie:
Es geht nicht um dich. Löse dich von deinen Vorstellungen und Absichten und frag dich, was du für die Gemeinschaft tun kannst.
Ich setze den Satz nicht in Anführungszeichen, weil Nagai Shihan ihn zu mir nie so gesagt hat. Ich gebe die Implikationen zu bedenken: Was du für die Gemeinschaft tun kannst, wie zum Beispiel kochen und putzen. Deshalb bin ich nicht in die japanischen Berge gezogen.