Auf dem Grund einer Tiefkühltruhe, die ich 2005 vor ihrer Verschrottung enteiste, lagerten Erdbeeren, die 1971 unter Koteletts von 1980 und einer Packung Rosenkohl eingefroren worden waren. Meinen Eltern war es unmöglich, etwas wegzuschmeißen. Es wurde alles verarbeitet und aufgehoben. So entstanden Saftflaschenkolonien, auf die der Staub von Jahrzehnten sank.

Die Truhe war ein berstender Eisklotz. Mir ging die Bedeutung des Wortes Gefrierbrand auf.

Jeder Dampfkochtopf oder Einkochautomat im Haus bezeugt mit seiner brüchig gewordenen Kunststoffbeschichtung eine Hoffnung auf Vermehrung von Geld und Gütern auf den Schleichwegen des Nebenerwerbs. Meine Eltern und Großeltern handelten unternehmerisch, selbst wenn nur Kronkorken auf Flaschenhälsen angebracht wurden.

Ich erinnere mich an Obstorgien in den Siebzigern - Erdbeerernten mit der Schubkarre. Viel Zeug verschwand im Luftschutzbunker auf Brettern aus unbehandeltem Kiefernholz. Die Regale sollten im nuklearen Winter verheizt werden, nach dem Verzehr der letzten Konserve. Einrichtungsentscheidungen folgten Multifunktionsüberlegungen.

Die Wasserversorgung des Betriebs ging vom Bunker aus. Der Stahlbetonmantel war so massiv wie nichts zuvor, was jener Abbruchunternehmer wegzustemmen hatte, dem ich die Aufgabe übertrug. Es gab eine gewölbte Luftschutztür mit Drehkreuz. Alternativ konnte man sich ins Freie schaufeln.

Die Angst, lebendig begraben zu werden, saß tief. Opa empfand gleichermaßen apokalyptisch und martialisch. Die Gespenster seiner Albträume trieben ihn zu Vorsichtsmaßnahmen. Der Wunsch, unter allen Umständen zu überleben, wirkte sich auf die Architektur aus. Überall gab es Notausgänge und für jeden Notfall einen Katastrophenplan. Nicht zu schrecken schien Großvater die Vorstellung, als einziger übrigzubleiben. Ich frage mich, wie er sich die Welt dachte, in der außer ihm alles tot war. - Eine Existenz ohne Gegenüber.

Neben dem Bunker stand die Blockhaussauna. Der Vorraum diente meinen Ahnen als Partyraum.