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2024-01-26 14:24:10, Jamal

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Greisengroll

Opa gewährt seinem Greisengroll das wohltätige Klima von Gran Canaria. Er verlangt viel Geld für ein Auto, als gerade wenig Geld da ist. Die wirtschaftliche Lage der Firma interessiert ihn nicht mehr. Er fährt auch nicht mehr. Er guckt nur noch von oben auf das Auto. Das sind Betrachtungen am Fenster einer Eigentumswohnung, deren Wert ständig steigt, während überall auf der Insel Betonburgen hochgezogen werden.

Opa sitzt die Restzeit ohne Freude an seiner Weitsicht ab und kommt lediglich zum Sterben nach Hause. Bis zum Schluss erwartet er von den Nachkommen Unterwerfung und Einsicht in ihre Unzulänglichkeit. Beim Streuselkuchen nach der Beerdigung sagt Vater: „Gut, dass er tot ist.“

Mutter resümiert in ihrem neuen Kostüm: „Endlich.“

Mutter nimmt zügig den Raum ein, den ihr Schwiegervater auch in seiner Abwesenheit noch besetzt hielt. Sie strebt die Weltherrschaft an. Sie entmündigt und knechtet ihren Mann restlos. Widerspruch macht sie krank. Jeden Angriff wehrt sie mit einem Kollaps ab.

Oma siecht klaglos dahin, das herbeigesehnte Ende vollzieht sich im Halbdunkel einer Kammer voller Gerüche, die ich für giftig halte. Schließlich geht es nur noch darum: Wach zu sein mit Schmerzen, die leicht unerträglich werden, oder unterzugehen im Medikamentenschlummer nah der Bewusstlosigkeit. In ihren letzten Tagen blüht sie noch einmal auf. Noch einmal löst sich eine maskenhafte Starre und ihre Züge erinnern an die Farben eines dem zeitigen Verzehr entzogenen Apfels.  

Opas Limousine fährt sich leicht mit Servolenkung. Ich darf jederzeit die Autoschlüssel vom Brett nehmen und Runden auf dem Hof drehen. Ich träume von Beschleunigung und Geschwindigkeit bei Tempo Fünfundzwanzig. Ein Radiosprecher verkündet, dass Roberto Visentini den Giro d‘Italia gewonnen hat. Das Radio ist ein Blaupunkt mit extra schmaler Blende. Es empfängt Ultrakurzwelle.