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2024-01-30 12:22:13, Jamal

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Zur Einordnung

Pedro de Mendozas war Oberschenk der spanischen Krone. Er konnte seine eigene Flotte auf den Grund des Meeres schicken, ohne Pleite zu gehen. Am 24. August 1534 spuckte Mendoza zum letzten Mal in das Hafenbecken von Sevilla. Er startete mit vierzehn „stolzen Gallionen“ (Pero Vaz de Caminha) und hundertfünfzig Deutschen (und Holländern) an Bord. Insgesamt brachte Mendoza zweiundsiebzig Pferde und die Blüte seines Landes in die Neue Welt und einen schon auf der Reise um die Ecke. Mit ihm fuhren zweiunddreißig Mayorazgo - blanker Uradel. Neue Vermögen setzten die Superaristokraten unter Druck. Da wäre mancher lieber zuhause geblieben und hätte von zu viel Förmlichkeit Abstand in der Geheimbar Zum roten Papagei genommen.

Mendoza hatte einen Freibrief. Ihm waren von Karl V. Länder versprochen. Er lebte mit der Aussicht auf Prämien „für jeden erschlagenen oder ergriffenen Kaziken“.

Ohne Zustimmung der spanischen Krone

Don Juan d‘Oyola führt einen von Mendoza befohlenen Erkundungszug an. D‘Oyola ist wieder so ein jüngster, zu seinem Glück wenigstens legitimer Sohn mit großem Namen. Mit dem Namen kann man keinen Job annehmen. Also, woher nehmen und nicht stehlen? Es geht fast nichts für einen armen Adligen. Außer Krieg ist alles unter seiner Würde.

Ein illegitimer Halbbruder dient im Zug. Alano hält dem erbberechtigten Bruder den Rücken frei. Das ist zwar gefährlicher als Stiefelputzen, macht aber auch mehr Spaß. Bei den Scharmützeln weiß man kaum je gegen wen, man sieht nämlich den Gegner vor lauter Bäumen nicht. Da ist nur Wald. Der Feind könnte neben einem aus der Erde springen oder wie ein Apfel zu Boden fallen. Eine Schlange könnte mitmischen. Unter solchen Bedingungen behält jeder d‘Oyola einen kühlen Kopf. Das ist das Einzige, was ein d‘Oyola kann. Der kriegt ohne Knecht keinen Stiefel vom Bein. Der ist nicht belesen. Der bohrt auch in der Nase, wenn einer guckt. Der spricht mit jedem Spanisch, ob man ihn nun versteht oder nicht. Der steht im Wald und harrt der Dinge, die da kommen - mit kühlem Kopf. Alle anderen haben heiße Köpfe.

Juan d‘Oyola und sein Alano unterstellen sich Domingo Martínez de Irala, der den Zug mit der Nachricht einholt, der erste Gouverneur von Paraguay, unser Pedro de Mendoza y Luján sei im Zustand geistiger Umnachtung auf einer Reise nach Spanien über Bord gegangen. Er habe bis zum letzten Atemzug sein überseeisches Unternehmen verflucht. Man fand ihn „krank, gebrochen, düster“, endlich tot.

*

De Irala ist ein Mann, der sich selbst zu einer Vollmacht verhelfen kann. Er führt die neue Kolonie ohne Mandat mal mit mal ohne Vorgesetzten. Das zeichnet sich erst ab, als man ihn (er sich) zum Generalkapitän bestimmt und so „eine wilde Soldatenherrschaft anfängt“.

Irala ist der Prototyp des „gewalttätigen Abenteurer“. Er folgt dem Río Paraguay und gründet Asunción. Er fängt an, die Inder:innen zu konzentrieren. Er weiß, arbeiten können die Inder:innen nicht, aber an einem Schnupfen sterben, das können die. Sie sterben wie die Fliegen.  

„Die harte Willkürherrschaft und das Aussauge-System des Irala lassen keine gedeihlichen Zustände aufkommen.“

Alle Zitate stammen von Pero Vaz de Caminha. Der Marineschriftsteller begleitete Mendoza in die Neue Welt und blieb da als Chronist des kolonialen Unwesens. Seine Aufzeichnungen sind auch deshalb interessant, weil er keinen Hehl aus seinen Abneigungen machte. Er verabscheute die Usurpatoren, wenn auch in den vorsichtigen Begriffen seiner Zeit. So stellte er fest:

 „Mit Pedro de Mendoza schwand die letzte Stütze gesetzlicher Ordnung aus der schwer heimgesuchten Kolonie Paraguay.“

Karl V. hatte seinen Oberschenk Mendoza zum Statthalter der Gegend am Río de la Plata bestimmt, doch bedurfte es weit größerer Gemeinheit, als sie ein schlichter Brutalist wie Mendoza aufbringen konnte, um Paraguay für die ursprüngliche Bevölkerung in eine Strafkolonie zu verwandeln. Vor allem jedoch brauchte es einen mächtigeren - einen größenwahnsinnigen Ehrgeiz.

Mendoza wollte viel, aber nicht alles.  Domingo Martínez de Irala will nicht weniger als alles. Irala beerbt Mendoza de facto. Er beherrscht Paraguay mal mit und mal ohne Zustimmung der spanischen Krone.