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2024-02-05 12:40:26, Jamal

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In den 1990er Jahren © Jamal Tuschick

Müde Haut

Auf dem Zaun seines Leichtsinns hockt Wayne vor der Backwarenverkaufsstelle am Friedberger Platz. Vor ihm kollidieren Welten auf einer Wiese. Vermummte kampieren neben Leuten in Badesachen.

Die Zugezogenen erheben sich zum Schwarm, in Bewegung gesetzt von militant vorgefahrenen Limousinen. Schau an, laufende Zelte auf einer internationalen Umlaufbahn. Wayne wechselt den Platz. Er belauscht ein Gespräch über angeschwemmte Leichen. An Urlaubsstränden aus dem Wasser gezogen. Namenlose einer Völkerwanderung, die es nicht geschafft haben. 

Vor einer Bar vagabundieren aufgeblasene Möbel. Die Zeit gähnt, Wayne entdeckt Sprotte. Ihm ist, als sähe sie ihn mit ihren Beinen an, die Knie noch aus der Kindheit aufgeschlagen. Sie badet in einem Gummiboot. Das Material schraffiert die Haut.

Auf dem Oeder Weg kauft Wayne Ringe direkt vom Schmied. Rutschende Erbstücke an den Fingern seiner Wagner-Oma hatten Wayne auf die Kinderidee gebracht, dass Ringe mit der Zeit größer werden.

Auf dem Friedberger Platz machen sich Frauen über Säuglinge her. Sie laden volle Beutel zu erkalteten Bratkartoffeln, extra ohne Speck, auf Marktbänke. Eine trübe Tasse als Person möchte den Scheiß beim Abräumer abgeben. Der Abräumer wendet sich mit Grausen, er flüchtet in eine Rückholaktion von Gläsern.

„Man stumpft ab“, führt eine Schauspielerin aus. Die Figur ist ein Kampfresultat, aber was, um alles in der Welt, macht man mit müder Haut. Der Haut ist das Kampfgeschehen doch Jacke wie Hose, die könnte sich auch an ein gelasseneres Skelett hängen, so evolutionär indifferent ist die Haut zu ihrem Glück.

Plötzlich ist alles wieder wunderbar. Karolin legt ihre Hände in Waynes Schoss. Sie findet Gefallen an den nächtlichen Havarien der Eingeschweißten. Für noch einen vorletzten Lütten - das Wort hat Wayne von Karolins Vorgängerin Tanja übernommen und es im Nordend verkehrsfähig gemacht - ist sie immer zu haben. Wie die Ostholsteinerin Tanja, kommt Karolin aus dem Norden, aber ihr Norden liegt im Osten. Wayne sondiert phonetische Überschneidungen zwischen Ostholstein und Mecklenburg. Im Dunast verlegt Karolin Frankfurt am Main an die Ostsee. Sie zieht eine Hand von Wayne unter ihren Hintern, wie gut sich Apfelschnaps mit Grauburgunder verträgt.

„Er wollte immer nur Seins, aber wenn ich dann Meins“, sagt jemand einem Ex hinterher. Der Ex dreht gerade auf einem Schweizer Berg, so dicht sind wir am internationalen Filmgeschehen. Nun lautet die Frage: Ist Schabracke nur ein Schimpfwort oder kann Schabracke im Einzelfall auch eine korrekte Zustandsbeschreibung sein. Gern gestellt werden Fragen dieser Güte von Sprotte, doch heute hat sich Lila erbarmt. Richtig, unsere Lila, die frühere Rosa von der Bockenheim Süd, der in einem fabelhaften Damals beinah ein Plattenvertrag angeboten worden wäre. Lila mit ihrer Vorliebe für Plastikregenmäntel.

„Schabracke geht schon“, erklärt Karolin strategisch konziliant. Jemand hat sie als Blaumacherin im Kinderladen angeschwärzt. Alles Heimliche kommt raus. Überall hört man die Flöhe husten. Die Ringe holt Wayne erst raus, als sie wieder zu Hause sind. Karolin fällt ihm um den Hals.