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2024-02-12 08:09:59, Jamal

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© Jamal Tuschick

Ankauf von privat

Lassen Sie uns kurz über die Singer-Nähmaschine in Waynes Museum (Wohnung) reden. Sie hat ein Sphinx-Motiv, einen Tretantrieb und sie ist versenkbar.

Wayne kaufte sie 1982 für fünfzig Mark. Ankauf von privat. Die Hausfrau erklärte umständlich, warum sie sich von dem guten Stück zu trennen bereit war. Sie hatte sich mit einer modernen Maschine ausgestattet und wollte mitfühlend eine junge Familie mit der alten Maschine versorgt wissen. Einkleiden und bekochen waren für sie zwei Seiten einer Medaille.  

*

Les fleurs du mal. Das steht so auf der Säuferampel zum Beweis eines Ehrgeizes, für den das Frankfurter Ostend auch nach seiner generalstabsmäßigen Aufwertung nicht der richtige Schauplatz ist. Am Kaschemmencharakter des Fleurs‘ ändert die profane Übernahme eines epochalen Titels nichts. Am Tresen kleben die üblichen Verdächtigen. Daran wird sich nie etwas ändern, denkt Wayne. Das Personal wechselt, aber das Repertoire steht fest. Wer das Nachtasyl im Blut hat (Paul Morand), erkennt seinesgleichen.

Wie Django so obsolet sporenstolz und cowboystiefelig kommt Gerstenkorn-Udo ins Fleurs. Die Säufer stoßen einander an. Schaut nur, wer die Bühne betritt: ein Verfemter … ein Verlierer sogar noch der kleinsten Münze des Bleiberechts. Die Wirtin stellt ein Bier vor Udo ab.

„Das geht aufs Haus und dann raus.“

Udo reagiert auf die Kneipenaromen wie ein Säugling auf den Nippel. Er kann sich nicht lösen von alldem, was lange Zugehörigkeit bedeutete. Wo andere nur Verkommenheit im Quadrat erkennen, erkennt Udo Heimat und Identität.

Wie aus den Dielenritzen gekratzt erscheint das Panoptikum, dem sich Udo als interessanter Fall anbietet. Hohn- und Häme-Kaskaden ergießen sich. Noch schützt und blendet Udo die Begriffsstutzigkeit. Ein herausforderndes Dekolleté begreift er als Aufforderung, wenigstens einmal richtig hinzugucken. Die Frau lächelt generös-gereizt. Guck nur, Opa, sagt ihr Blick.

Das geht Udo zu weit. Er weiß, dass man sich nicht bedürftiger zeigen darf als man ist. Ohnehin glauben viele, man sei von gestern, bloß weil man schwerfällig und geizig ist, schlecht sieht und sauer riecht.

In Udos Jugend war beige die Farbe des Alters. Heute sind die Alten bunt und haben die Grünen mitgegründet.

Udo brachte es fertig, Paula zu schwängern.

Ja, Paula ist schwanger.  

„Ausgerechnet der Gerstenkorn-Udo mit seinem billigen Gesicht und dem vorlauten Gemurmel“, lästern die Eingeschweißten in der Burggaststätte. In den Sickergruben des Einvernehmens wird alles zu Gülle. Das Dasein ohne Kulissenwechsel und Nachsendeanträge. Einträgliche Arrangements an jeder Ecke. Kelterarbeit wird schlechter bezahlt als Küchendienste. Das hat Tradition und bedarf keiner Erklärung. Das waren noch Zeiten, als der König (Burgwirt) nach einem Tag in der Kelter dem Koks-Karl am Stammtisch vor allen Leuten die Hunderter hinblätterte, während die Malocher ihren kargen Lohn erst am Wochenende und erst nach nochmaligem Nachfragen, eher doch Bittens, warum nicht Bettelns so nachlässig wie möglich ausbezahlt und in die Hand gedrückt kriegten.    

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