Frankfurt am 25.12. 2012, unterwegs mit Mara © Jamal Tuschick
Unbeabsichtigte Tragödie
In ihrer Blütezeit übertraf Tenochtitlan alle anderen Städte Amerikas an Größe und Pracht. Wie „Dorftölpel“ staunten die Konquistadoren unter der Führung von Hernán Cortés 1519 über Avenuen und Kanäle zwischen den Einschüchterungsmonumenten in der Kapitale des Aztekenreichs. Paris, damals Europas bedeutendste Metropole, war kleiner und weniger glanzvoll. Die Spanier hätten Tenochtitlan niemals einnehmen können, wenn nicht im Zuge des ersten Kontakts mit den Weißen eine Pockenepidemie ausgebrochen wäre. Das behauptet Matthias Glaubrecht in seinem Aufsatz „Demografische Katastrophen der Menschheit“.
Zitate aus „Corona und wir - Denkanstöße für eine veränderte Welt“
Glaubrecht spricht von der weltweit „größten demografischen Katastrophe … die Stadt verlor … ein Drittel ihrer Bevölkerung“ ohne Kampfhandlungen. Neben den Pocken wirkten sich in der Konsequenz fehlender Immunität „Masern, Typhus, Diphtherie und Influenza“ tödlich aus. Viele starben ohne Kontakt mit den Usurpatoren. Die Viren und Bakterien der Weißen kolonisierten mit dem Tempo eines Lauffeuers die neue Welt. „Gespenstige Seuchenzüge entvölkerten ganze Landstriche“ unter Ausschluss einer sichtbaren Begegnung mit dem Feind.
Glaubrecht nennt verspätete Immunantworten auf Virenangriffe „biologische Lektionen aus der Geschichte der Menschheit“.
Glaubrecht diskutiert, wie „die unbeabsichtigte Tragödie“ sich auf das Schuldkonto der Kolonialisten niederschlägt. „Das große Sterben“ führte zum Kollaps der ursprünglichen Kulturen.
„Nicht Waffen und … Weihen“ ebneten der weißen Suprematie den Weg, sondern Krankheiten. Das ist Glaubrechts plausibles Credo. Die Gegenwart macht anschaulich, was man sonst kaum glauben könnte.