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2024-02-17 17:46:14, Jamal

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Gonzojournalistisches Brainstorming

Heinrich Tremper sah aus wie Heinrich George und trat auch so auf. Der Braubacher Gastwirt hatte einen Sohn, der ihm nach Berlin davonlief, da Bonvivant studierte und den Boulevard brutalistisch aufmischte. Will Tremper (1928 - 1998) verfügte über die Reflexe eines Boxers und das sanguinische Temperament einer Balinesischen Tempeltänzerin. Fit hielt er sich mit Getränken. Gern verschanzte er sich mit zwei Mädchen, wie man damals noch zu jungen Frauen sagte, und zwanzig Zeitungen (dem Internet des Wirtschaftswunders, Zeitunglesen war schick) in einer Hotelsuite mit Ausblick auf den Kudamm und antizipierte gonzojournalistisches Brainstorming. Er war der Michael Graeter seiner Zeit und ein Hunter S. Thompson im Taschenformat. Von seinem Vater wusste er, was die Leute wollen: Fleisch und Spiele. Er bediente eine lüsterne, ziemlich offen sadistische, sich trotzdem in alle Richtungen genierende Gesellschaft. Gleichzeitig stellte er die Bigotterie dar. Er schrieb das Drehbuch zu den „Halbstarken“, der deutschen Antwort auf „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit Horst Buchholz als James Dean, und „Flucht nach Berlin“, einem Zonenreißer voller Agitationspop und Fluchtdramatik, der Bilder vorwegnimmt, die Hitchcock in dem „Zerrissenen Vorhang“ dem Weltgedächtnis eingravierte. Trempers Spezialität war die pseudokritische Schilderung gesellschaftlicher Verwerfungen. Er servierte Vorlagen für Spanner. Einen Höhepunkt erreicht das (den Hausfrauen- und Schulmädchen-Reportagen vorgreifende) Genre der didaktischen Verlogenheit in „Playgirl“. In dem Film von 1966 führt Tremper auch Regie. Der Titel reagiert expliziert auf „The Playboy of the Western World“ von John Millington Synge sowie auf die noch ziemlich neuen, nur für gutverdienende Männer brauchbaren Unverbindlichkeitsfloskeln des „Playboys“. 

Zur Handlung. Als neuer Spielball der Happy Few erscheint Alexandra Borowski. Sie kommt aus der Provinz und hat von Berlin keinen Begriff. Für Alexandra ist Berlin „die Stadt von diesem Hitler.“ Keine zwanzig Jahre nach dem Krieg ist ein Verdrängungswerk vollbracht. Der Film erzählt Alexandras Initiation als einen Prozess des Scheiterns. Doch zunächst zieht sie mit freimütigem Geschwätz, verlockender Naivität und Schlagfertigkeit sympathisierendes Interesse auf sich.

„Freunde fliegen mir zu wie einem Hund die Flöhe.“

Tremper besetzte die Hauptrolle mit einer Debütantin. Das Fotomodell Eva Renzi startete als Alexandra eine internationale Karriere. Renzi verkörperte den Typus der natürlichen Schönheit. Bereits ein Jahr nach ihrem Debüt spielte sie als Samantha Steel neben Michael Caine in „Finale in Berlin“.

Gonzojournalistisches Brainstorming

Heinrich Tremper sah aus wie Heinrich George und trat auch so auf. Der Braubacher Gastwirt hatte einen Sohn, der ihm nach Berlin davonlief, da Bonvivant studierte und den Boulevard brutalistisch aufmischte. Will Tremper (1928 - 1998) verfügte über die Reflexe eines Boxers und das sanguinische Temperament einer Balinesischen Tempeltänzerin. Fit hielt er sich mit Getränken. Gern verschanzte er sich mit zwei Mädchen, wie man damals noch zu jungen Frauen sagte, und zwanzig Zeitungen (dem Internet des Wirtschaftswunders, Zeitunglesen war schick) in einer Hotelsuite mit Ausblick auf den Kudamm und antizipierte gonzojournalistisches Brainstorming. Er war der Michael Graeter seiner Zeit und ein Hunter S. Thompson im Taschenformat. Von seinem Vater wusste er, was die Leute wollen: Fleisch und Spiele. Er bediente eine lüsterne, ziemlich offen sadistische, sich trotzdem in alle Richtungen genierende Gesellschaft. Gleichzeitig stellte er die Bigotterie dar. Er schrieb das Drehbuch zu den „Halbstarken“, der deutschen Antwort auf „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit Horst Buchholz als James Dean. Er legte nach mit „Flucht nach Berlin“. Der Zonenreißer voller Agitationspop und Fluchtdramatik nimmt Bilder vorweg, die Hitchcock in dem „Zerrissenen Vorhang“ dem Weltgedächtnis eingravierte. Trempers Spezialität war die pseudokritische Schilderung gesellschaftlicher Verwerfungen. Er servierte Vorlagen für Spanner. Einen Höhepunkt erreicht das (den Hausfrauen- und Schulmädchen-Reportagen vorgreifende) Genre der didaktischen Verlogenheit in „Playgirl“. In dem Film von 1966 führt Tremper auch Regie. Der Titel reagiert expliziert auf „The Playboy of the Western World“ von John Millington Synge sowie auf die noch ziemlich neuen, nur für gutverdienende Männer brauchbaren Unverbindlichkeitsfloskeln des „Playboys“. 

Zur Handlung. Als neuer Spielball der Happy Few erscheint Alexandra Borowski. Sie kommt aus der Provinz und hat von Berlin keinen Begriff. Für Alexandra ist Berlin „die Stadt von diesem Hitler.“ Keine zwanzig Jahre nach dem Krieg ist ein Verdrängungswerk vollbracht. Der Film erzählt Alexandras Initiation als einen Prozess des Scheiterns. Doch zunächst zieht sie mit freimütigem Geschwätz, verlockender Naivität und Schlagfertigkeit sympathisierendes Interesse auf sich.

„Freunde fliegen mir zu wie einem Hund die Flöhe.“

Tremper besetzte die Hauptrolle mit einer Debütantin. Das Fotomodell Eva Renzi startete als Alexandra eine internationale Karriere. Renzi verkörperte den Typus der natürlichen Schönheit. Bereits ein Jahr nach ihrem Debüt spielte sie als Samantha Steel neben Michael Caine in „Finale in Berlin“.