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2024-02-25 21:11:39, Jamal

“If you can’t fly then run, if you can’t run then walk, if you can’t walk then crawl, but whatever you do you have to keep movin.” Martin Luther King Jr.

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“Impossible is not a fact. It’s an opinion.” Muhammad Ali  

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Die Weigerung der Afroamerikanerin Rosa Parks, ihren Platz im Bus einem Weißen zu überlassen führte erst zu ihrer Festnahme und dann zu einem Boykott der Busse. Der Schwarze „Busboykott von Montgomery“ startete 1955 das Civil Rights Movement. Ein Motor dieser Bewegung war die „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC). Deren charismatischer Führer, ein Baptistenprediger aus Atlanta namens Martin Luther King, wurde 1964 Friedensnobelpreisträger. Seine aktivistischen Gegenspieler fanden den promovierten Dreamer zu soft und suchten ihr Heil in der Radikalisierung. Inzwischen weiß man, dass King effektiver war als seine Antagonisten. Er erschien der Welt nachgiebig, war aber von diamantener Härte.

Ekstatischer Kirchenkosmos

Männer von seinem Schlag seien „so stark und hart im Nehmen (gewesen) ... dass sie dazu neigten ihre eigenen Wünsche mit Gottes Willen zu verwechseln“. Das kolportiert Jonathan Eig über Martin Luther King Senior. Der Vater des Nobelpreisträgers war wohl Reverend von eigenen Gnaden. Er entfaltete sich in einem ekstatischen Kirchenkosmos. Er gab sich den Namen, nach einem Besuch in Deutschland und am Ende eines langen Namensfindungsprozesses. So brachte er seine Bewunderung für den streitbaren Reformator zum Ausdruck. Denken Sie daran, wie Stefan Zweig Luther charakterisierte:

„Für den ekstatischen Mönch … ist jeder seiner Gegenredner schon ein Sendling der Hölle, ein Feind Christi, den auszutilgen Pflicht ist, während dem humanen Erasmus von Rotterdam selbst die tollste Übertreibung der Gegner höchstens ein mitleidiges Bedauern abnötigt.“ 

Zweig konturierte Luthers Gestalt dramatisch. Er sah „den dämonisch Getriebenen dumpfer deutscher Volksgewalten. Mit einem Schlage zertrümmerte Doktor Martins eiserne Bauernfaust, was die feine, bloß mit der Feder bewehrte Hand des Erasmus zaghaft zärtlich zu binden sich bemühte“. 

Jonathan Eig, „Martin Luther King. Ein Leben“, aus dem Englischen von Sylvia Bieker, Henriette Zeltner-Shane, DVA, 742 Seiten, 35,-

Die Rede ist von „volksrevolutionärer Handfestigkeit“. Auch Eig stellt zu Beginn seiner Biografie fest, dass Martin Luther Kings gewaltloser Widerstand keinesfalls mit Sanftmut verwechselt werden dürfe. Die institutionalisierte Entrechtung Schwarzer in Amerika erzwang strategische und taktische Varianten, die den vulkanischen Untergrund der Bürgerrechtsbewegung überspielten. Der Emanzipationsimpetus und die gebotene Radikalität verbargen sich nicht selten im Kirchenvokabular. Viele Zukunftsweichen wurden auf Kanzeln gestellt. Das religiöse Repertoire im Spektrum von Sendung, Auftrag und Mission gab Gleichberechtigungsforderungen einen versöhnlichen Anstrich.

„Der N… hat einen speziellen Auftrag von Gott erhalten.“ Benjamin Mays

MLK erkennt früh „die zentrale Bedeutung der Kirche im Leben von Schwarzen Menschen“. Er wächst einigermaßen privilegiert in der Black Baptist Community von Atlanta auf. Er singt in dem von seiner Mutter geleiteten Chor. Zügig tritt er in die Fußstapfen des Vaters, zweifellos mit dem Gefühl, berufen zu sein.

„Ich erkannte, dass Gott mir eine Verantwortung auferlegt hatte.“

Morgen mehr.

Shake Hands mit einer künftigen Kanzlerin

Im September 1964 empfängt Martin Luther King jr. die Ehrendoktorwürde der Theologischen Hochschule Berlin. Der Baptistenprediger mit dem Millionenpublikum folgt einer offiziellen Einladung des Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin. Willy Brandt hat ein ähnlich gelagertes Charisma wie MLK. Beide verkörpern den Typus des nicht-martialischen Volkstribuns. Sie sind mustergültige Friedensfürsten mit viel Sex-Appeal.

1964 ist das Jahr des Civil Rights Act. MLK tourt durch das Schaufenster des Westens, trägt sich ins Goldene Buch ein, eröffnet die ihm zu Ehren erstmals ausgerichteten „Berliner Jazztage“ und predigt in der Waldbühne vor zwanzigtausend Christ:innen. Die Predigt liest er dann noch zweimal auf der anderen Seite der Mauer. Da dürfen ihn insgesamt dreitausend handverlesene Berlin:innen live erleben. 

Am 13. September kreuzt MLK in der DDR-Hauptstadt auf. Er kommt ohne Papiere. Ungefähr dreitausend Gläubige werden vor der Kirche in der Spandauer Vorstadt abgedrängt. Alle wollen MLK sehen, viele sehnen sich nach einer Berührung. Das meldet das „Evangelische Sonntagsblatt“. Chef der deutschen Begrüßungsdelegation ist Generalsuperintendent Gerhard Schmitt. In Abstimmung mit der Regierung hat er 1500 Leute zum Erlebnisgottesdienst zugelassen. Unter den Erwartungsvollen tummelt sich auch die zwölfjährige Angela Merkel. Sie darf dem „N…führer“ (DDR-Jargon) nach der Predigt sogar die Hand reichen. 

Das erzählt Anneliese Kaminski, die als Autorin auf ihren Mädchennamen Vahl zurückgriff. Seit 1961 war sie Redakteurin bei „Zeichen der Zeit“. In der unter der Lizenznummer 54 der Sowjetischen Militäradministration 1946 gegründeten „Evangelischen Verlagsanstalt“ veröffentlichte sie die nur für den DDR-Gebrauch bestimmte Martin Luther King-Biografie „Stationen auf dem Wege“.  

Zum Autor

Jonathan Eig, geboren 1964, ist Journalist und Bestsellerautor. Er schreibt als Reporter für Sonderthemen für das Wall Street Journal, zuvor war er unter anderem für die New York Times und Esquire tätig, als Autor verfasste er Bücher über die Baseballstars Jackie Robinson und Lou Gehrig – für die New York Times eines der besten Sportbücher überhaupt – sowie über Al Capone und die Erfindung der Antibabypille. Zuletzt erschien bei DVA seine Biographie von Muhammad Ali unter dem Titel »Ali. Ein Leben«. Sein Buch über Martin Luther King, die erste große Biografie des einflussreichen Bürgerrechtlers seit 30 Jahren, wurde bei Erscheinen in den USA begeistert aufgenommen, stieg direkt auf die Bestsellerliste der New York Times ein und wurde u.a. als »definitive Biografie des legendären Vordenkers« (Esquire) mit »der erzählerischen Kraft eines Thrillers« (The Washington Post) hochgelobt. Jonathan Eig lebt mit seiner Familie in Chicago.