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2024-08-16 13:38:52, Jamal

Die Zukunft hinter Schleiern

Die hessische Regentschaftsgeschichte ging so los: Heinrich II. von Brabant heiratete Sophie von Thüringen, Tochter des Landgrafen von Thüringen (aus dem Haus der Ludowinger) und der Heiligen Elisabeth. Nach dem Ende der Ludowinger, ihr Mannesstamm erstarb mit Heinrich Raspe 1247, ging der westliche Teil (heute Hessen) des Ludowinger Erbes an Sophie. Ihr Sohn Heinrich das Kind (H. von Brabant) wurde erster hessischer Landgraf. Er machte Kassel (damals Cassel) zu seiner Residenz. Er unterwarf die Stadt seinen Interessen. Sein letzter regierender Nachkomme war Kurfürst Friedrich Wilhelm I. Zu ihm gleich mehr.  

Kassel als ehrgeiziger Flecken - stellen Sie sich den Marktplatz im Schatten eines fränkischen Königshofes nicht weit von einer Furt vor. Der Hof war vielleicht nicht mehr als eine Palisadenfestung. Handel und Wandel setzten die Impulse der frühen Stadtentwicklung. Bürgerliche, nicht feudale Bedürfnisse bestimmten den Lauf der Dinge. Dazu gehörten Unabhängigkeitsabsichten der Stadtherrn. Wohlstand duckt sich nicht. Heinrich I., der als Kind auf den Thron kam und als Enkel der heiligen Elisabeth in königlichen Verbindungen existierte, überwand im territorialen Begehren den bürgerlichen Aufschwung. Er planierte den Willen der Kaufleute und schuf dem Haus Hessen eine Herrschaftsbasis (letztlich) bis 1918. Professor Montgomery spricht über die hessische Landesgeschichte, Cornelius lauscht in der letzten, allein von ihr besetzten Reihe. Der texanische Millionärssohn am Katheter zitiert Kurfürst Friedrich Wilhelm I. im Ruhestand: „Noch liegt die Zukunft hinter dunklem Schleier, und nur dessen ist jeder Denkende sich bewußt, daß noch unsägliches Elend, noch heillose Wirrniß (Originalschreibweise) Deutschland, ja ganz Europa bevorsteht, ehe die Saat von 1866 beseitigt, oder was Gott verhüten wolle, zu Blüthe und Frucht gediehen sein wird.“

Plötzlich materialisiert sich neben dem Unsterblichen ein Mann. Sein Gesicht kennt Cornelius von Porträts. Nun sitzt er neben Władysław IV. Wasa (1595 - 1648), seines Zeichens König von Polen und Großfürst von Litauen und ein Weilchen sogar Zar von Russland. Jener steckt Cornelius einen Ring an, den er sogleich als Insigne des von Landgraf Friedrich II. am 6. Juli 1770 gestifteten Goldnen Löwenorden identifiziert. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. erneuerte und bestätigte die Statuten am 20. August 1851. 

„Wie komme ich zu der Ehre?", fragt Cornelius.

„Der Ring ist ein Aufruf. Du sollst dich bereithalten, deinen Ordensdienst wieder aufzunehmen."

In den ovalen Ring ist ein goldener Löwe inwendig eingraviert. Auf der Schmuckseite steht die Ordensdevise: Virtute et fidelitate - Friedericus II: D. G. Hassiae Landgravius inst. 1770. Die Ritter trugen das Zeichen an einem karmesinroten Band, hängend von der rechten Schulter, und ferner auf der Brust einen achtspitzigen Stern, in dessen Zentrum der rot gestreifte hessische Löwe auf blauem Grund zu sehen war. Zum Orden zählten Landgraf Wilhelm, Prinz Friedrich Wilhelm Georg Adolph, Prinz Friedrich Wilhelm ...