„Wunderbar, danke, ein besonders schöner Titel ist das! Der Erzählstrom verzweigt sich jetzt so richtig spannend, die australische Ahnen-Abenteurerlinie birgt viel Potential... ich freue mich auf die Fortsetzung!“ Musenzeit
Seelisch synchron
Marianne und Hannes bewegen sich mitunter seelisch synchron in einer ruppigen Welt. Sie erreichen kleine Gipfel der Übereinstimmung. Dann wandert eine Hand auf ein Bein, und die gekitzelten Sinne laden mal zu diesem, mal zu jenem Fest ein. Da zeichnet sich etwas Familiäres ab, das beide einschüchtert. Hannes zeigt Marianne, wo es den besten Kuchen gibt im Viertel. Wo man seinen Vormittagsespresso am Lauschigsten trinkt. Wie ein Eigentümer präsentiert Hannes lokale Sehenswürdigkeiten mit elegischem Seltenheitswert. Er stellt Marianne den Machern im Quartier vor. Marianne ahnt, dass sie bei jeder Gelegenheit in den Genuss von Privilegien kommt, die nicht zuletzt daher rühren, dass Hannes Kesselmann von Leuten abstammt, die man kennt. Vor Khans Frühstückskiosk im Wieland-Park erlebt Marianne das Wunder einer auf die Spitze getriebenen Bewirtung mit Champagner in einer Camping-Kulisse. Marianne und Hannes sitzen sich gegenüber an einem überladenen Klapptisch, Kinder wirbeln Sand und Staub auf, Läufer durchstechen den Auflauf, die Kioskkloschlange wird immer länger, und alles ist plötzlich so perfekt, dass Marianne einen Fuß zwischen Hannes‘ Beinen platziert und dem Geliebten mit den Augen bedeutet, er möge doch ihr zuliebe auf der Stelle kommen. Hannes spielt seine Rolle im Machtgefüge herunter. Marianne findet musisch geiler als mächtig. Die als Tochter deutscher Expatriierter in Australien Geborene betrachtet Hannes als ihre erste europäische Entdeckung. Vor ihr hat noch keine den Edelmann erkannt, der sich hinter einem Schild aus volkstümlicher Tüchtigkeit verbirgt. Die wiederholte Entdeckung bildet ein eigenes Genre der Kolonialgeschichte. Manches Land wurde in den Jahrhunderten zwischen Magellan und Cook mal von dieser, mal von jener europäischen Macht entdeckt und manchmal mehr als einmal von derselben. Australien war bereits im 16. Jahrhundert ein europäisches Ziel, bleibt aber zweihundert Jahre lang Niemandsland in der europäischen Perspektive. Es gab eine ozeanische Vergesslichkeit, die einsetzte, wenn kein Missionseifer und keine wirtschaftlichen oder strategischen Interessen Engagement fordern, wenn nicht Eifersucht und Konkurrenz zwischen Staaten der Alten Welt stimulierend wirkten. Manchmal reichte ein missglückter Besiedlungsversuch, um eine Insel von der Karte zu nehmen.
Der niederländische Kapitän Abel Tasman bezeichnete die begehbaren Flächen im Pazifik als vorbewusste Räume der Welt. Er fand schlafende Länder, Stein- und Traumzeitreservate, die der Empfindung Vorschub leisteten: in einer anderen Zeit gelandet zu sein. Er passierte Inselflure und beschrieb sie als poly nēsoi. 1642 erreichte Tasman Neuseeland, nachdem er das seit der Antike sagenhafte Südland (terra australis) umfahren hatte. Er segelte für die Dutch East India Company von Batavia aus. Wieder ging es um Durchgänge und Abkürzungen ... während sich ein Ahne von Hannes 1794 auf einem Schiff der British East India Company verleugnete. Dieser Kesselmann markierte einen Briten. Als erster Frankfurter Geheimagent kannte er das 1855 nach Tasman benannte Land noch unter dem Namen eines Generalgouverneurs von Niederländisch-Indien - Van Diemen‘s Land (Vandiemensland). Der alte Kesselmann vermutete sich auf der südlichsten Festlandkante Australiens. Tasmaniens insulare Eigenständigkeit wurde 1798 von George Bass festgestellt.