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2024-12-10 09:54:23, Jamal

Die paläolithische Revolution der Affen

Papageientaucher kratzen sich mit Holzstäben. Mangrovenreiher legen Köder aus. Große Tümmler krönen ihre Schnauzen mit Schwämmen, die sie am Meeresboden ernten. Visayan-Warzenschweine nutzen Rinde und Stöcke für ihre Untergrabungen. Elefanten schwenken Palmwedel mit ihren Rüsseln. Schimpansen nehmen Wasser in Blätterkelchen auf. Sie schützen sich mit Handschuhen und Schirmen aus Blättern. Manche Verbände jagen mit Holzspießen nicht anders als unsere direkten Vorfahren. Rückenstreifen-Kapuzineraffen im Serra Da-Capivara-National Park schießen den Vogel ab, sobald es um den Einsatz von Werkzeug geht. Vereinzelt kombinieren sie Steine mit Stöcken.

„Nach archäologischen Untersuchungen an Schlagplätzen im Nationalpark Serra da Capivara in Brasilien reicht das Verhalten, Nüsse … (mit Steinen) aufzubrechen, in der Region rund 3000 Jahre zurück.“ Wikipedia

Die Koryphäen agieren wie Menschen im Paläolithikum. Sie hämmern und haken und modifizieren die Instrumente ihrer Wahl. Sie graben Wurzeln und Knollen aus, zertrümmern Holz und legen Larven frei. Sie schlagen Splitter aus Blöcken, pulverisieren Quarzeinschlüsse in Zubereitungs- und Darbietungsakten. Vermutlich spekulieren sie auf mineralische Prisen im Quarzpulver.  

Ludwig Huber, „Das rationale Tier. Eine kognitionsbiologische Spurensuche“, Suhrkamp, 34,-

Mineralische Prisen

Bei der Analyse des kognitiven Potentials ergab die Massenspektrometrie, das technische Informationen über „hundert Generationen“ weitergegeben wurden.

Primaten transferieren steinaltes Wissen aus der Vergangenheit in die Zukunft.

Die Geradschnabelkrähe stellt „Stocherwerkzeuge mit Widerhaken“ her. Sie bastelt „aus den Zweigen des Lichtnussbaumes … Hakenangeln“, die multifunktional einsetzbar sind. 

„Werkzeuggebrauch ist eine zielgerichtete Handlung mit einem geeigneten Mittel.“ 

Der schlichten Definition flankieren hochkomplexe Begriffsbildungen. Was dem Laien selbstverständlich erscheint, bleibt unter Expert:innen umstritten. Die Frage, ob Werkzeugbau und -gebrauch Intelligenz indiziert, lässt sich so einfach nicht beantworten.

Das erklärt Ludwig Huber.

Zustimmend zitiert er Malcolm McCullough, der ein Werkzeug als „angewandte Intelligenz“ bezeichnet. Folglich muss geklärt werden, ob ein zum Ameisenangeln eingesetzter Zweig dieser Bedingung genügt. In jedem anspruchsvollen Deutungsschema reicht das Gesetz der Wirkung (nach Edward Lee Thorndike) nicht aus. Daraus ergibt sich die Unterscheidung „zwischen einem intelligenten Ergebnis und einer intelligenten Handlung“.