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2024-12-25 15:21:41, Jamal

Weiter aus den Aufzeichnungen eines Abtrünnigen

Wir wissen es nicht genau - träumt Cosmo Caruso oder befindet er sich auf einem Trip in die Zukunft.

Die Dinge nehmen ihren Lauf wie an jedem Tag. Ich habe schon gefrühstückt.

„Du bist süß“, sagt Larissa.

„Interessiert sich noch jemand für den alten Mann?“ frage ich.

„Dies ist eine Phase der Neuordnung“, entgegnet Larissa gesetzter als ich es von ihr gewohnt bin.

„Ich glaube nicht, dass mich die neuen Herren am Leben lassen werden.“

Larissa bedeutet mir, dass ich mich zu diesem Thema nicht äußern soll. Sie scheint mir auf eine Weise gewogen zu sein, die für sie fatal sein könnte. Ich verstehe, dass meine Erinnerungsarbeit keinen Sinn mehr hat.

Larissa fragt: „Wann hast du aufgehört, Künstler zu sein?“

„Als mir klar wurde, dass Kate für mich wichtiger war als meine Arbeit.“

„Deshalb bist du zu dem alten Mann gegangen.“

„Ich wäre zu jedem gegangen, der mir eine imponierende Fassade in Aussicht gestellt hätte.“

„Du hast Kate in T. aus den Augen verloren“, sagt Larissa zur Einweisung in die Erinnerungsspur am Nachmittag des 23. Dezembers.

Ich hatte in T. eine Wohnung zu präparieren, für einen Vollstrecker, der, wie ich, in zwei Welten (auf die gleichgültigste Weise) zuhause war. Ihm stand der Sinn danach, Angst zu verbreiten. Das hielt er für eine Aufgabe. Wir waren uns in Hamburg und Miami schon begegnet, der Vollstrecker reiste mit der Legende eines Physikstudenten. Ich musste ihm in seiner öden Art, die Zeit tot zu schlagen, folgen. Er beschickte Automaten mit Geld, spielte Billard. Zu jeder Zeit konnte er auf der Stelle einschlafen. Ständig vom Jetlag geplagt, beneidete ich ihn darum.

Ich weiß nicht, ob er in T. abtauchen sollte oder in Vorbereitung einer Aktion dort erwartet wurde. Ich erinnere ein paar langweilige Tage in der ranzigen Atmosphäre einer nahöstlichen Altstadt, die ich mit Vorbereitungen allein verbrachte. Mir war schwindlig vor Glück, als Kate sich ankündigte. Ich organisierte Alkohol in einem Hotel und besorgte ein Bett, das durch keine Tür passte. Ich ließ es mit einer Winde durch ein Fenster drehen.

Ich kam in einem neuen Anzug zum Flughafen. Kate hätte auch größeren Aufwand selbstverständlich gefunden. Sie kann aus einem Gang zum Klo eine Schau machen. Wenn ihr danach ist, schaut sie dich an, als wärst du der einzige Mann auf der Welt. Du küsst besorgt ihre Füße, und sie sagt: „Mach dir keine Gedanken. Du weißt, dass ich dich liebe.“

Wir hatten einen schönen Abend in einem Straßencafé, das mich an ein afrikanisches Lokal im Frankfurter Bahnhofsviertel erinnerte. Der Vollstrecker kündigte sich nachts für den nächsten Tag an, Kat war unzufrieden, weil uns so wenig Zeit zu zweit blieb. Ich hatte schon eine Menge Geld gebunkert und unterrichtete Kat vorsorglich davon. Sie sollte sich sicher fühlen.

Am nächsten Abend aßen wir zu dritt im Hilton. Ich renommierte mit meiner Künstlervergangenheit, die so großartig nicht gewesen war. Ich hatte es zu ein paar Ausstellungen gebracht und zu einem halben Dutzend Preise. Einmal war ich Artist of the Month eines Kunstmagazins. Bei der Preisverleihung war Kate dabei. Man hatte uns im besten Hotel am Platz untergebracht, in der richtigen Umgebung für das Gebet, das Kate an mich richtete. Damals erhörte ich sie und sie war Feuer und Flamme.