„Eigentlich braucht Europa dringend Hilfe.“
Keine Feststellung brachte mehr Applaus als dieser Generaleinwand gegen alle Standardargumente in der Geflüchteten Debatte von Nikita Dhawan. Dhawan lehrt und forscht an der Gießener Justus-Liebig-Universität. Sie zitierte Gandhi, der auf die Frage Was halten Sie von der europäischen Zivilisation antwortete: Das wäre eine sehr gute Idee. Dhawan bescheinigte Europa eine
Historische Amnesie
der eigenen Gewaltgeschichte. Man müsse die Aufklärung vor den Europäern retten und Gastfreundschaft von den Geflüchteten lernen.
Falk Richter, der mit Dhawan an einem HAU-blauen Tisch saß,
Es gibt das Blau der Rechten und es gibt das Hebbel-am-Ufer-Blau
verriet seine Begeisterung für die voltenversierte, pointenreiche Schlagfertigkeit der Britin Dhawan. Richter behauptete, in seinem Milieu ginge die Angst vor rechten Klägern um, die im
Kulturkampf von Rechts
zunehmend effektiver würden. Es gäbe bei seinen Leuten bereits „Ansätze der leisen Selbstzensur“.
Richter sieht Anzeichen „für eine totalitäre Praxis“. Er sprach als deutscher Theatermann mit einer breiten Basis in Berlin. Er wusste:
„Mit Angst kann man als Künstler nicht arbeiten.“
Er fragte: „Wer sind die Protagonist*innen der
neurechten Angstmaschine?
Richter lobte das Zentrum für politische Schönheit, deren Aktivist*innen nicht nur streitfähig seien, sondern auch lustig dabei.
Er so wie fast alle am Tisch plädierte(n) für ein
„europäisches Narrativ“.
Allein die Repräsentantin von Welcome United Newroz Duman meinte, es gäbe zu viele Geschichten für ein Narrativ. Duman verlangte ein Ende der Abschottung Europas. Sie nannte die Zahl der im Mittelmeer Ertrunkenen an diesem Tag. Sie sagte:
„Inzwischen verlaufen Europas Grenzen in Nordafrika.“
Das ist eine Fortsetzung des Kolonialismus mit den Mitteln eines regressiv-repressiven Grenzregimes.
Duman appellierte:
„Wir dürfen nicht in Ohnmacht fallen.“
Wird fortgesetzt.