Kein Strand mehr unter dem Pflaster - Alexandru Bulucz gibt Frankfurt den Rest
Im Frankfurter Häuserkampf kam ein Wort der Verheißung aus dem 19. Jahrhundert. Sous les pavés, la plage - Unter dem Pflaster liegt der Strand. Pierre-Joseph Proudhon prägte es. Es flammte auf den Barrikaden der Pariser Kommune. Die Studenten riefen es in ihrem Mai Achtundsechzig.
Alexandru Bulucz, Aus sein auf uns, Gedichte, Allitera Verlag, 61 Seiten, 9,50,-
In Bulucz' “Aus sein auf uns” ist der Frankfurter Pflasterstrand einer U-Bahnstation gewichen. Keine linksradikale Utopie verbindet sich mehr mit der Stadt am Main. Das ist eine Feststellung, die Bulucz im Gedicht trifft:
“Unter dem Pflaster/ die U-Bahn-Station./ Von da fahren die leeren Käfige ... Voller/ Dunkelheit ab.”
Bulucz' Poesie steckt Büchners Fatalismus der Geschichte in den Zeilen. Ich spreche über eine Fleißarbeit. Der Dichter sammelt seinem Pessimismus Gründe, bis jener selbstverständlich (fast schon vorauseilend) “den Trug der Anziehung” erkennt. Die lyrischen Avatare (darunter eine turkmenische “Wolke gepeitschen Staubs”) steigen Beobachtungen hinterher, wie sie Käfer in den “Mulmhöhlen der Rotbuchen” machen.
Die türkische Wolke (bulut) verrät Bulucz. Er nimmt das Steppenerbe aber nicht an. Seine Gedichte sind westliche Erkundungen. Sie klären den Geschmack des Dills in den Abräumen der Teigtaschen als mitteleuropäische Angelegenheit. Sie erkennen im Siebenbürger Becken die Gebärmutter noch einer Diaspora. Der “Nachfahre (Nachtfalter) Attilas” kreißt im Canetti- Celan- Cioran-Kosmos. Er wohnt in der Luft als Biografie-Bankrotteur.
Die Gesänge der Eindeutigkeit kennt er weder auf Deutsch noch auf Rumänisch.
Bulucz unterliegt Kontrahierungszwängen. Sie stehen im Gegensatz zu Privatautonomiebehauptungen. Lyrische Ausputzer und Abstauber, die an Stelle des Dichters ich sagen, stehen vor einer versperrten Welt. Sie sollten sich bis zum Main zurückziehen und da angeln.
Buluczs Gedichte sind nicht hermetisch. Ihre Lesbarkeit löst Mitgefühl aus.