Ladies and Gentlemen, Michelle O... "Everything about this first family is historic."
Rhythmen and Blues im Weißen Haus. Die Hausherrin und ihr Mann erscheinen supereasy. Das Ehepaar Obama zelebriert einen perfekten Abend. Wie konnte Trump diese Schönheit wieder einreißen? Was ist passiert?
„Ideen bedeuten stets mehr als Schlachten.“ Charles Sumner
President Obama sings "Sweet Home Chicago"
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Irgendwann steigt er zum letzten Mal mit der Air Force One auf. Michelle ist bei ihm, die Stimmung „bittersüß“. Das Paar erlebt sich im Downflow einer energetischen Baisse.
Barack Obama, „Ein verheißenes Land“, auf Deutsch von Sylvia Bieker, Harriet Fricke, Stephan Gebauer, Stephan Kleiner, Elke Link, Thorsten Schmidt, Henriette Zeltner-Shane, Penguin Verlag, 42,-
Obama fühlt sich abgespannt und ausgelaugt. Sein Nachfolger erscheint wie die Fleisch gewordene Verhöhnung all dessen, wofür der scheidende Präsident steht.
Auf der Siegeragenda des Verlierers steht loslassen, ausschlafen, uferlos frühstücken und endlich aufhören, in der eigenen Frau vor allem eine Gefährtin im Kampf und bei der Arbeit zu sehen.
Michelle und Barack unternehmen „lange Spaziergänge“. Sie schwimmen im Meer und ziehen Bilanz.
„Wir … entdeckten unsere Liebe neu.“
Sehr schön. Zugleich strebt Obama ein Resümee an. Er listet seine Gewinne unter den Titel:
Du musst dich einer Sache verschreiben, die größer ist als du es bist.
Nur dann kommt der Rock’n’Roll auch zu dir nach Hause. Obama bewundert, was ihm auf Anhieb nicht gelingt: die Knappheit von Lincolns Gettysburg Adress. Viele Zeitgenossen fanden die Rede vom 19. November 1863 anlässlich der Einweihung des Soldatenfriedhofs auf dem Schlachtfeld von Gettysburg haarsträubend unangebracht. Lincoln selbst bezweifelte die positive Aufnahme. Ein Freund aber stellte zeitnah fest:
„Diese Rede, gehalten auf dem Schlachtfeld von Gettysburg und nun geheiligt durch den Märtyrertod ihres Autors, ist eine monumentale Tat. In seiner bescheidenen Art sagte er: ‚Die Welt wird wenig Notiz davon nehmen, noch sich lange an das erinnern, was wir hier sagen, aber sie kann niemals vergessen, was jene hier taten.‘ Er hat sich geirrt. Die Welt nahm sofort Notiz von dem, was er sagte, und sie wird es nie vergessen. Die Schlacht selbst war nicht so wichtig wie die Rede. Ideen bedeuten stets mehr als Schlachten.“ Charles Sumner
Amerika am Abgrund
Obama fliegt eine Gedankenschleife, bevor er zum letzten Flug in der präsidialen Powerblase zurückkehrt. Er skizziert die Lässigkeit in großer Höhe. Lachend spielte man mit den Insignien der Macht unter Ausschluss von allem Unbefugten. Der innerste Kreis, die größte Kraft, der geringste Pomp. Solchen heimlichen Ableitungen nimmt der Autor den Schleier. Er lädt seine Leser*innen zum Schlüssellochblick auf den Glanz vergoldeter Kloschüsseln ein. Dies unter den Vorzeichen der globalen Pandemie, die eben auch das Gleichgewicht der amerikanischen Nation bedroht. Er bedenkt die Corona-Toten, die geschlossenen Geschäfte, die Arbeitslosen … den Schwarzen Widerstand gegen rassistische Polizeigewalt. Er sieht die grundlegenden Übereinkünfte in Frage gestellt.
Er beschreibt eine Verfassungskrise, die nicht neu ist. Vielmehr definiert sie das amerikanische Gedächtnis. Die Proklamation der Gleichheit aller Menschen in einer Sklavenhaltergesellschaft ist der US-amerikanische Grundwiderspruch. Obama zieht die Linie von Appomattox* zu einer Brücke in Selma**.
*Robert E. Lee kapituliert 1865 vor Ulysses S. Grant bei Appomattox.
**„Wir können jemanden jederzeit unwiderruflich ausschalten.“ J. Edgar Hoover im Oval Office-Gespräch mit Lyndon B. Johnson
Montgomery, Alabama, 1955. Die Afroamerikanerin Rosa Parks weigert sich, ihren Platz im Bus einem Weißen zu überlassen. Das führt zu ihrer Festnahme und einem Boykott der Busse. Der schwarze „Busboykott von Montgomery“ startet das Civil Rights Movement. Ein Motor dieser Bewegung ist die „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC). Deren charismatischer Führer, ein Baptistenprediger aus Atlanta, wird 1964 Friedensnobelpreisträger. Mit Mitteln der Bürokratie und der Bedrohung hält das weiße Establishment die Schwarze Bevölkerung von Rechten ab, die von der Verfassung garantiert werden. 1965 konzentriert sich der gewaltfreie Protest auf Selma, Alabama. Hier wurden in der Vergangenheit Versuche afroamerikanischer Bürger, sich als Wähler registrieren zu lassen, von Amts wegen besonders fintenreich obstruiert. Der große weiße Mann vor Ort ist Sheriff Jim Clark – ein Gewalttäter in Uniform und ein Bruder im Geiste von FBI-Chef J. Edgar Hoover.
Morgen mehr.
Ovid sagt: Was nur aus Furcht vor Schande vermieden wird, ist schon getan. Eine Verfassung ohne trügerische Zugaben gibt es nicht, so Seneca. Um den Missstand zu überspielen, setzt man dem Mysterienspiel vom Ursprung alles zu, was ein einnehmender Prospekt braucht. Mit verdummenden Erzählungen und Verlegungen grundgesetzgebender Versammlungen in den Himmel lassen sich geduldige Gläubiger erziehen. Jeder Staat hält wenigstens einen Gott an der Spitze. Weiß der Staat nicht weiter, bemüht er seinen Gott (seine Götter). Cicero: Da bemühen die Tragiker ihre Götter, wo sie den Knoten nicht selbst lösen können.
Ankündigung
In diesem mit Spannung erwarteten ersten Band seiner Präsidentschaftserinnerungen erzählt Barack Obama die Geschichte seiner unwahrscheinlichen Odyssee vom jungen Mann auf der Suche nach seiner Identität bis hin zum führenden Politiker der freien Welt. In erstaunlich persönlichen Worten beschreibt er seinen politischen Werdegang wie auch die wegweisenden Momente der ersten Amtszeit seiner historischen Präsidentschaft – einer Zeit dramatischer Veränderungen und Turbulenzen.
Obama nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine faszinierende Reise von seinem frühesten politischen Erwachen über den ausschlaggebenden Sieg in den Vorwahlen von Iowa, der die Kraft basisdemokratischer Bewegungen verdeutlichte, hin zur entscheidenden Nacht des 4. Novembers 2008, als er zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde und als erster Afroamerikaner das höchste Staatsamt antreten sollte.
Sein Rückblick auf seine Präsidentschaft bietet eine einzigartige Reflexion über Ausmaß und Grenzen präsidialer Macht und liefert zugleich außergewöhnliche Einblicke in die Dynamik US-amerikanischer Politik und internationaler Diplomatie. Wir begleiten Obama ins Oval Office und in den Situation Room des Weißen Hauses sowie nach Moskau, Kairo, Peking und an viele Orte mehr. Er teilt seine Gedanken über seine Regierungsbildung, das Ringen mit der globalen Finanzkrise, seine Bemühungen, Wladimir Putin einzuschätzen, die Bewältigung scheinbar unüberwindlicher Hindernisse auf dem Weg zur Verabschiedung einer Gesundheitsreform. Er beschreibt, wie er mit US-Generälen über die amerikanische Strategie in Afghanistan aneinandergerät, die Wall Street reformiert, wie er auf das verheerende Leck der Bohrplattform Deepwater Horizon reagiert und die Operation „Neptune’s Spear“ autorisiert, die zum Tode Osama bin Ladens führt.
»Ein verheißenes Land« ist ungewöhnlich intim und introspektiv – die Geschichte eines einzelnen Mannes, der eine Wette mit der Geschichte eingeht, eines community organizer, dessen Ideale auf der Weltbühne auf die Probe gestellt werden. Obama berichtet offen vom Balanceakt, als Schwarzer Amerikaner für das Amt zu kandidieren und damit die Erwartungen einer Generation zu schultern, die Mut aus der Botschaft von „Hoffnung und Wandel“ gewinnt, und was es bedeutet, die moralische Herausforderung anzunehmen, Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen. Er spricht freimütig über die Kräfte, die sich ihm im In- und Ausland entgegenstellten, gibt ehrlich Auskunft darüber, wie das Leben im Weißen Haus seine Frau und seine Töchter prägte, und scheut sich nicht, Selbstzweifel und Enttäuschungen offenzulegen. Und doch verliert er nie den Glauben daran, dass innerhalb des großen, andauernden amerikanischen Experiments Fortschritt stets möglich ist.
In diesem wunderbar geschriebenen und eindrücklichen Buch bringt Barack Obama seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Demokratie kein Geschenk des Himmels ist, sondern auf Empathie und gegenseitigem Verständnis gründet und Tag für Tag gemeinsam geschaffen werden muss.