Dorothy West, „Die Hochzeit“, Roman, auf Deutsch von Christa E. Seibicke, Hoffmann und Campe, 23,-
Dorothy West (1907-1998) war die letzte Repräsentantin der Harlem Renaissance. Ihr ebenso schlankes wie durchschlagendes Œuvre bezeugt eine zurückhaltende Produktion. West debütierte in den späten 1940er Jahren, der zweite Roman 1995. Eine neue Übersetzung bietet den Anlass, sich mit dem Spätwerk auseinander zu setzen. Einer Einführung entnehme ich, dass die Autorin als Chronistin der gehobenen Mittelschicht davon Abstand nahm, Unterdrückung und Armut mit ihrer Begabung zu kombinieren. Die letzten fünfzig Jahre ihres Lebens verbrachte sie auf Obamas Lieblingsferieninsel Martha’s Vineyard.
„Die Hochzeit“ spielt an einem einzigen Tag auf Martha’s Vineyard in den 1950er Jahren.
Aus der Ankündigung
Shelby und Meade wollen heiraten. Doch in dem elitären Zirkel auf Martha's Vineyard sind nicht alle mit der Verbindung einverstanden. Denn Shelby stammt aus einer Schwarzen Familie – und Meade ist weiß.
Ausgehend von einem Sommertag erzählt Dorothy West aus dem Leben von fünf Generationen einer Schwarzen Familie. Die junge Shelby, Augapfel der Schwarzen Gemeinschaft auf der Insel Martha’s Vineyard, will den New Yorker Jazzpianisten Meade heiraten. Doch Meade ist weiß und hat in den Augen der Familie Cole wenig zu bieten. Sollte es nicht lieber ein Mann aus den eigenen Reihen sein? Die Insel-Gemeinde besteht aus einem elitären Zirkel der Schwarzen Bourgeoisie. Die Angst vor Veränderung ist hier groß, und sie trägt ihre Wurzeln in langen Jahren der Unterdrückung. Doch am Ende muss Shelby die Entscheidung treffen, ob sie ihrem Herzen folgt, und wohin es sie führt.
Die Wiederentdeckung eines großen Klassikers der afroamerikanischen Literatur.
Zur Autorin