Es gibt nichts Rechtes ohne Raunen und Runen. Die Wolfsangel als Giebelornament ist so ein Hinweis auf eine germanische Vergangenheitsimagination. So ungefähr sagt es der Architekturtheoretiker Stephan Trüby, der sich ständig auf die Journalistin Andrea Röpke bezieht, die neben ihm sitzt. Mit großem persönlichen Risiko erkundet Röpke Rechte Räume.
Es wird strategisch gesiedelt. Die Partisanenlogik identifiziert strukturschwach mit homogen. Diese Kombination versichert gegen Gentrifizierung und Diversität. Wo Entvölkerung voranschreitet, lassen sich leicht völkische Raumgewinne erzielen. Rechte Aneignungsprojekte bewimpeln sich nicht mehr so bekenntnisfreudig und selbststigmatisierend mit der Reichskriegsflagge wie früher. Absichten werden abdeckt nach einem Schema externer Unauffälligkeit. Alternativ dazu lassen sich Kopien und Travestien linker Interventionen beobachten.
Entlegene Orte, Aussiedlerhöfe, Schlösser und Burgen, aber auch von Zeitgenossen kalkuliert in die Landschaft gesetzte, symbolisch aufladbare, festungsartige Großbauten dienen der inneren Einkehr ebenso wie mannschaftlichen Gesinnungsversammlungen - Kontemplation und Inszenierung. Man nennt das Heideggern.
Vorbildlich erscheint den faschistischen Bauherren die Casa del Facio in Como.
Trüby bietet die historische „Rekonstruktion“ der Frankfurter Altstadt als ein Beispiel gleichermaßen invasiver und über Brüche hinwegdonnernder Politik mit geschichtsrevisionistischen Zielen.
Die Kehrseite der Einladungen, die sich mit arischer Architektur verbinden, ist ihr bouncer’esker Signalcharakter – du kommst hier nicht rein.
Es entstehen Territorien, die für Ausgegrenzte zu Angsträumen werden (sollen) in einem „identitätskulturellen Kampf“, den man auch als Kampf um die Staatlichkeitsbegriffe bezeichnen kann. Jeder Staat setzt Überwältigungsarchitektur ein, es geht also um die Schlüsselgewalt und um die Nachahmungspotenz von Herrschaft und ihren Zeichen. Der Gutsherr, dem das Objekt vor Kopf in einem Sackgassendorf gehört, kontrolliert ohne Aufwand den einzigen Zugang. Den kann man nicht einfach so besuchen.
Philipp Ruch, Sprecher und Gründer des Zentrums für politische Schönheit, erzählt vom Smalltalk über den Gartenzaun mit seinem Nachbarn Björn Höcke. Er trägt von der Amadeu Antonio Stiftung aufgelistete Maßnahmen für den Umgang mit nahwohnenden Rechtsextremisten vor: „Die Basis einer wehrhaften Demokratie ist die Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft der Zivilgesellschaft. Was zu tun sei, wenn der Nachbar Neonazi ist … kann man hier nachlesen.