Im Dschungel der Städte hat Karate seine große Zeit noch vor sich.   

Sehen Sie auch hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier.

„Wenn es nicht praktikabel ist, ist es kein Budo.“ Iha Kotaro Sensei

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“We are currently looking at combining forward tension, optimized economy of movement, body unity and joint freedom with effortlessness, simultaneity and presentness.” Cole von Pechstein, nach einer Mitschrift von Nanami Mulligan aus dem Jahr 1979

Wut auf Eis

Wie einem manche Leute im Gedächtnis bleiben. Nanamis Vater rauchte John Players Navy Cut, schon die Packung war besonders. Nanami unterstellte Mister Mulligan ein Raucherbein. Ich hielt das Raucherbein für ein Gerücht, die Knautschzone des englischen Vaters hatte zwar eine Delle, aber der Rest, die Hemden, das Rasierwasser und die Schuhe schickten den gängigen Schick zum Nachsitzen auf die Reservebank.

Nanami wohnte in einem Tempel mit maurischem Hof und Handläufen aus Edelholz. Ihr Zimmer lag da wie ein gestürzter Bogen. In dieser Umgebung bedeutete Action Painting Jackson Pollock und nicht in-deinem-Zimmer-darfst-du-die-Farbgebung-selbst-bestimmen. Nie sah ich ein eleganteres Grau als an den Wänden von Nanamis Zimmer. Wir legten uns zu einem Zoo aufs Bett, Nanami, ich - und Peggy Sue, die das arrangiert hatte. Ich war das Ziel einer Mission. Erkundet wurde die Unterschicht. Verkörpert von mir. Dabei zählte ich nach den Siedlungsmaßstäben meiner Herkunft nicht zur Arbeiter:innen*klasse.

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Meine Eltern ertrugen mich nicht länger. Das verbesserte meine Lage. Ein Lehrer nahm mich auf. Holger Kühne war Künstler, Sportler, Pfadfinderführer und Juso-Vorsitzender. An seinem legendären Küchentisch beriet er Leute, die den bewaffneten Kampf erwogen.

Holger war Kassels umtriebigster Junggeselle. Soeben volljährige Schülerinnen rannten ihm die Bude ein. Sie kamen morgens, wenn jeder in Eile ist, in die Küche, und ließen sich Kaffee in kleinen Wannen reichen. Sie legten ihre Hände alle gleich auf die Keramik. Sie erschienen mir alle gleich elegisch.

Heute ginge das nicht mehr. In den 1970er Jahren krähte kein Hahn danach. Holger firmierte als Original. Nach allgemeiner Auffassung hatte er den Bogen raus. 

Die Küche hatte Ausmaße eines Schlafsaals. Ein lebensgroßer Django stand da als Pappkamerad.

Zum Frühstück gab es normalerweise Steaks, Beaujolais, echten Espresso und Grappa. Holgers Industriekaffeemaschine war eine Rarität. Sie futurisierte ihre Umgebung im Einklang mit einer Kraftstation. Der Body Tower hatte schon zwei Zugtürme. Dahinter pinnte ein Riesenposten von Arnold Schwarzenegger an der Wand. Die Verdichtung maskuliner Fetische im Testosteronrausch wurden von den Raf-Unterstützer:innen* genauso übergangen wie von den über Nacht gebliebenen Besucherinnen. 

Verstrickter Nachwuchs

Holger sprach intensiv und begleitete sich mit großformatigen Gesten. Sein Vater, ein deutsch-ukrainischer Kollaborateur, war mit seiner Familie im Tross der Wehrmacht in das zerschlagene Reich gedroschen worden. Als Holgers Eltern die ersten Amerikaner:innen* sahen, hielten sie an, um zu bleiben. Sie gaben sich als (aus Oberschlesien) Vertriebene aus. Dann vertrat die Sowjetunion die milden Sieger:innen* und die Legende wurde brüchig. Der Vater verschwand klanglos, die Mutter hetzte mit Holger westwärts. In Franken blieb die Kleinfamilie in den Reusen einer halbherzigen Eingliederungspolitik stecken. Bei uns unterschied kein Mensch zwischen Franken und Bayern. Für Kasseler war Holger einerseits der ewige Hessenmeister (im Kraftdreikampf) und andererseits ein Bayer auf Abwegen.

Ich traf auch Frauen über Zwanzig an Holgers gemauerter Herdstelle. Oft waren es Lehrerinnen, die Holger am Abend zuvor in der Fiedel oder im Dizzy getroffen hatte. Sie tranken ihren Kaffee anders als der von Erstmaligkeitserlebnissen und -erwartungen getriggerte, in seine Verwirrungen verstrickte Nachwuchs.

Eines Morgens begegnete ich meiner Französischlehrerin. Mit mir hatte Frau Banshee nicht gerechnet. Sie trug Holgers Bademantel mit hochgeschlagenem Kragen. Ich half ihr aus der Verlegenheit. In den Sommerferien war Frau Banshee in Rio de Janeiro gewesen, sie erzählte von Straßenjungen, undankbar und wild ... bis ich verstand, dass die Jungen von Ordnungskräften totgeschlagen wurden wie Katzen im Sack. Besitzende zahlten dafür, um dem solventen Publikum den Anblick der Armut zu ersparen.