Im Dschungel der Städte hat Karate seine große Zeit noch vor sich.
Sehen Sie auch hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier.
Auf der Koppel um 1990 © Jamal Tuschick
“I expected that his force would feel like a truck hitting me, and that it should feel heavy. But when I tried to stop him, I couldn’t feel anything - no heaviness, no force - just lightness and a sense of emptiness.“ Maksem Manler about his first Chi-Sao-contact with Chu Shong Tin. Quelle
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„As far as possible, I want nothing more then wear my Karate gi and train Karate.“ Masutatsu Oyama
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„Der Kampf zwischen Israel und Palästina ist ein Kampf zwischen zwei Opfern Europas.“ Ulla Berkéwicz
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“Lap Nim (a Yip Man/Chu Shong Tin-Term) also includes ... to disregard your opponent, just do your own thing.” Yylee, Quelle
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“Let’s look again at what the Nim Tao*. It is responsible for the planning of movement and the coding of our intention.” Maksem Manler, Quelle
*”Nim (sometimes written as Lim) means idea, thought or reason. The word Tao means starting or beginning.” Kristin Martz, Quelle
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“Siu Nim Tao becomes a mirror of your development.” Kristin Martz, Quelle
Mit Feridun Zaimoglu/Frankfurt 2000 © Jamal Tuschick
Ahrenshoop 2020 © Jamal Tuschick
„Fun ist ein Stahlbad“ im Gegenlicht von „Walk On The Wild Side“
Heiner Müller assoziierte den Mercedesstern über Berlin mit dem Holocaust. Die Geschichte findet statt „zwischen Gewalt und Vergessen.“ „Heimat ist, wo die Rechnungen ankommen.“
Nanami Mulligan kombinierte Adorno mit Nico. Wenn Nanami „Fun ist ein Stahlbad“ und „Walk On The Wild Side“ in einem Satz unterbrachte, wähnte sie Goya Thunderbolt weit über sich in jenem Nebel, der die höchsten Geistesgipfel seinem Blick entzog. Noch war Heimat für Nanami da, wo die Rechnungen von den Eltern bezahlt wurden. Nanami quälte den zwanghaften Verführer, politischen Wegweiser und ewigen Hessenmeister (im Kraftdreikampf) Holger Kühne, indem sie ihn ausklammerte.
Holger Kühne verband Josef Stalin mit Arno Schmidt. Er predigte „Kein Mensch, kein Problem“ (J. Stalin) und „Mein Herz gehört dem Kopf“ (A. Schmidt). Holger machte seine sozialistischen Schäfchen mit der russischen Spielfigur des „überflüssigen Menschen“ vertraut. Der Überflüssige fällt ins Fach des lamentierenden Selbstmörders. Beispielhaft ist ein von der Provinz verfluchter Lehrer. Auf dem Theater reißt er sich das Hemd auf, nachdem er seine Familie um den Hof gebracht und so ins Unglück gestoßen hat.
Der ewige Mieter Holger erklärte: „Zum vollwertigen Bürger befördert erst Eigentum. Kein Eigentum bedeutet Ausschluss.“
Jesus als Bourgeois
Mit sechzehn las Amos Oz das Neue Testament, um die Renaissance besser zu verstehen. Er betrachtete Bilder, auf denen Jesus‘ Jünger wie Musterarier erscheinen, mit einer Ausnahme. Judas sah „vierhundert Jahre von Goebbels schon aus wie eine Stürmer-Karikatur“. Oz begriff, dass die jüdische Katastrophe einen Ankerpunkt an der Stelle hat, wo man nicht in der Lage gewesen war, „Jesus als jüdischen Reformer“ auf dem Catwalk der Welt laufen zu lassen. Oz kürzt den Zusammenhang in der Ableitung: Ohne die Vergöttlichung Jesus‘ kein Christentum, ohne Christentum keine Kirche und keine Verfolgung der Juden.
Er beschreibt Judas als wohlhabenden Gesandten der Jerusalemer Priesterschaft, der ursprünglich einen „affektierten Schwindler“ entlarven sollte, und für den Gegenwert eines Sklaven keinen Verrat nötig hatte.
Das gelobte Land war ein Eldorado des Wahnsinns. Es wimmelten von Charismatiker:innen* aller Schattierungen.
Oz verweist darauf, dass Jesus überall bekannt war und deshalb nicht mit einem Kuss identifiziert werden musste.
Es war alles ganz anders
Judas war der erste, der Jesus für göttlich hielt.
Judas war der größte Fan von diesem Rockstar aus Nazareth, der Heilungen aus dem Handgelenk schütteln konnte. Judas sagte, so Oz, in der Manier eines Impresario: Jesus, hör mal, if you can make it in old Jerusalem, you‘ll make it everywhere. Danach ist New York nen Klacks.
Das Himmelreich auf Erden sollte in Jerusalem seinen Anfang nehmen. Judas wollte die Auferstehung seines Idols live erleben und ihn vom Kreuz springen sehen.
Schrottidee
Auch Nanami genoss das Wunder ihrer Wirkung. Sie begünstigte ihren ärmsten Verehrer, der sich in Kassel so ausgezeichnet fühlte wie in Jerusalem einst Jesus' Jünger. Goya inspizierte jene Kawasaki-Einzelteile, die Steffi seit Jahren in ihrer Garage parkte, und da nun störend fand. Ein komplettes Motorrad in all seinen ignorierten Einzelheiten. Goya hielt die Übernahme der zerlegten Maschine für eine Schrottidee, aber Nanami las gerade Robert M. Pirsigs Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Sie glaubte, einer Aufforderung des Schicksals nachzukommen, indem sie sich die trostlos-matten Komponenten ans Bein band. Sie beaufsichtigte Goya, während er bei Steffi ein- und bei ihr wieder auspackte. Kaum war das vollbracht, dampfte das Paar zur Probe in der Ente von Nanamis Mutter ab. In Frankreich dienten Turnhallen als Herbergen, um die Unternehmungslust der Kinder Europas in geordnete Bahnen zu lenken. Wer keine Lust hatte, in einer Halle zu schlafen, übernachtete bei x-beliebigen Leuten, die auch noch für Abendbrot und Frühstück sorgten. In Lyon schlossen sich Nanami und Goya einem Mann an, den die routinierte Übernachtungsanfrage begeisterte. Die französische Sprache machte Goya zum Stümper, Appartement klang in seinen Ohren wie Wohnung. Nanami hörte nichts anderes, sie kamen in einen Raum, der kaum größer war als das Bett darin. Klo, Bad und Küche waren Gemeinschaftseinrichtungen. Nanamis Mitgefühl flammt auf. Goya riet zum Aufbruch, der Gastgeber bestürmte seine Gäste. Nanami wollte bleiben. Der Mann kam Goya besonders dumm und gemein vor. Er legte sich dann zwischen die beiden. Sofort ging das Palaver los. Nanami argumentierte über das Bollwerk hinweg in ihrem armen Französisch. Der Mann wurde wehleidig.
In Figueres offerierte eine schicke Seniorin den Reisenden eine kostenlose Urlaubsbleibe in Cadaqués. Nanami und Goya lehnten gedankenlos ab. Später dämmerte es Goya. Er hatte ein Angebot von Gala Dalí ausgeschlagen. Er konnte ein Gedicht von Galas Ex-Mann Paul Éluard auswendig.
Schließlich standen Nanami und Goya vor der Wahl, sich noch einmal richtig satt zu essen, um dann zügig heimzufahren, oder mit Kohldampf drei, vier Tage am Meer herauszuschinden. Nanami verlangte eine ordentliche Mahlzeit. Brüsk machte sie Goya klar, dass sie die Mahlzeit auch ohne ihn haben würde. Halb gelangweilt und halb belustigt sah sie ihn vor Wut kochen. Goya fiel ein, wie zurückhaltend Nanami dem penetranten Lyoner gegenüber geblieben war. Während Goya nach der Devise Friss Vogel oder stirb abgespeist wurde.
Immer sang eine zur Gitarre. Immer traf man eine oder zwei aus der Schule an den entlegensten Orten. Ein Lift auf der Route du Soleil reichte bis zum deutschen Herbst.